Turkmenistan: Verschärfte Lage für Christen
(Open Doors, Kelkheim) – Das autokratische Regime um Turkmenistans Präsidenten Berdimuhamedow hat den Druck auf Christen weiter erhöht, melden Partner des überkonfessionellen Hilfswerks Open Doors. Christen zufolge ist in dem streng abgeschotteten Land der Besitz christlicher Literatur, CDs und DVDs mit christlicher Musik oder Lehrmaterialien problematisch bzw. führt zur Verhaftung.
Pastoren und Leiter werden beobachtet und mit Gefängnisstrafen bedroht. Einzelne Gemeinden versammeln sich nun nicht mehr öffentlich, sondern nur noch nachts und an geheimen Orten. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung folgen dem sunnitischen Islam. Neben russisch-orthodoxen gibt es auch katholische und protestantische Kirchengemeinden, sowie Christen muslimischer Herkunft.
Christliche Leiter werden rund um die Uhr bewacht und bitten um Gebet
Im Mai kontaktierten Mitarbeiter des turkmenischen Geheimdienstes SNB die Lehrerin Khadisha Apa*, die einer Untergrundgemeinde angehört. Sie forderten Informationen über Besucher der Gemeinde sowie über protestantische Christen im Land. Khadisha weigerte sich und verwies darauf, dass sie die gewünschten Informationen nicht hätte. Der SNB wird die 45-Jährige weiter beobachten.
Pastor Zaurbek* leitet eine protestantische Gemeinde. Wegen seiner christlichen Aktivitäten wird er auf Schritt und Tritt beobachtet. Der Polizei ist zudem bekannt, dass der Bruder des Pastors in Europa lebt und für einen christlichen Fernsehsender tätig ist. Er bat – wie andere Leiter – im Mai um Gebet.
Auch Pastor Nurjamal* berichtete im Mai von ständiger Überwachung. Im März dieses Jahres wurde ihm die Verbreitung religiöser Schriften angelastet und mit zwei Wochengehältern Strafe geahndet, nachdem bei einem Freund von ihm eine Bibel und ein Neues Testament gefunden wurden.
Zunehmende Restriktionen in Verbindung mit Persönlichkeitskult
Bereits der Vorgänger des heutigen Präsidenten pflegte einen ausgeprägten Personenkult. Präsident Berdimuhamedow steht ihm nicht nach. Am 25. Mai 2015 wurde in der Hauptstadt Aschgabat ihm zu Ehren ein 21 Meter hohes Monument aus weißem Marmor eingeweiht, auf dessen Spitze –mit Blattgold überzogen – erstrahlt hoch zu Ross der Präsident mit einer Friedenstaube in der Hand. Die Anwesenden riefen „Ehre sei Arkadag“ (turkmenisch für Beschützer / offizieller Titel des Präsidenten).
Frieden erfahren die Christen von ihm jedoch nicht in dem Land, das Platz 20 unter den Ländern einnimmt, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden. In Zusammenarbeit mit einheimischen Kirchen und Christen unterstützt Open Doors die Gemeinden durch Schulungen für Kinder, Frauen und Leiter sowie Hilfe zur Selbsthilfe.
*Namen aus Sicherheitsgründen geändert