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Bauen & Wohnen

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) VNW-Direktor Andreas Breitner

Symbolfoto: Alte Häuser in Lübeck TBF/W. Freywald ·  Alle bestehenden Bebauungspläne in der Landeshauptstadt Kiel, die älter als sieben Jahre sind, sollen einem Bericht der Kieler Nachrichten zufolge überarbeitet werden, sodass eine Quote von 33 Prozent sozial gefördertem Wohnungsbau festgeschrieben werden kann. Das fordert die grün-rote Kooperation. Das Rechtsamt der Verwaltung oder ein externer Gutachter sollen nun die rechtlichen Möglichkeiten dazu prüfen. Überlegungen, die Quote auf 50 Prozent festzuschreiben, wurde abgelehnt. Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):„Es ist der richtige Ansatz, den geförderten Wohnungsbau in den Fokus zu nehmen. Da hilft der Stadt auch der Blick in die Vergangenheit, quasi in den Rückspiegel. Allerdings halten es die sozialen Vermieter für sinnvoll, bei jedem Projekt zu prüfen, wie hoch der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen am Ende sein sollte.

Manchmal – in besonders nachgefragten Quartieren zum Beispiel – ist ein höherer Anteil machbar. In anderen Quartieren wiederum, wo der Anteil von Sozialwohnungen bereits sehr hoch ist, wäre vorrangig die Errichtung von frei finanzierten Wohnungen richtig, um die soziale Durchmischung des Quartiers zu gewährleisten.

Zudem gilt es, bei Sozialwohnungen nicht allein auf den ersten Förderweg zu schauen, bei dem Mieten zwischen 6,50 Euro und 6,80 Euro pro Quadratmeter liegen. Die 33-Prozent-Quote könnte auch mit Wohnungen erfüllt werden, die im zweiten Förderweg (8,00-8,50 Euro pro Quadratmeter) oder im dritten Förderweg (9,25 pro Quadratmeter) errichtet werden.
Eine pragmatische Förderpolitik ist das Gebot der Stunde

Wohnungen, die im ersten Förderweg gebaut werden, verlangen sehr viel an öffentlicher Förderung. Mit Finanzmitteln in gleicher Höhe könnte man im zweiten oder dritten Förderweg deutlich mehr Wohnraum schaffen. Angesichts der hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum von Menschen mit mittlerem Einkommen ist eine pragmatische Förderpolitik das Gebot der Stunde.

Die hohen Bau- und Zinskosten machen derzeit die Errichtung bezahlbaren Wohnraums ohne öffentliche Förderung nicht mehr möglich. Wer ohne Förderung baut, muss am Ende eine monatliche Nettokaltmiete von 18 bis 20 Euro pro Quadratmeter nehmen, um wenigstens eine schwarze Null zu schreiben. Soziale Vermieter, die in erster Linie Wohnraum für Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen anbieten wollen, sind da raus.
Zugleich aber sind (auch) die öffentlichen Finanzmittel endlich. So sind bereits alle für dieses Jahr geplanten Fördermittel des Landes für die Wohnungsbauförderung ausgeschöpft. Deshalb stellt sich die Frage, wie mit den vorhandenen finanziellen Mitteln mehr Wohnungen geschaffen werden können. Der zweite und dritte Förderweg eignen sich bestens dafür – gerade in einer Stadt wie Kiel.“