Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Politik & Wirtschaft

Videospiel: Höhere Altersgrenze wegen Blasphemie – „The Binding of Isaac“ verletzt laut deutscher USK religiöse Gefühle

Opferung Isaaks: sensibles Thema (Foto: Wikipedia, gemeinfrei)

Berlin (pte013/06.02.2012/11:57) – In Deutschland hat die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) http://www.usk.de dem Computerspiel „The Binding of Isaac“ die Altersempfehlung „ab 16“ verpasst. Das Spiel falle werde durch exzessive Gewalt noch durch sexuelle Inhalte auf. Der Grund für die Einstufung ist die „tendenziell blasphemische Botschaft“, wie es in der Begründung der USK heißt.„Die USK kommt hier in die Verlegenheit, einen justiziellen Grund für die Einstufung angeben zu müssen, um Proteste der Hersteller zu verhindern. Die Begründung mag unglücklich gewählt sein, die höhere Altersgrenze ist aber vertretbar, da für die Einordnung der religionskritischen Inhalte eine gewisse Vorbildung vonnöten ist“, sagt der bekennende Christ Rüdiger Funiok vom Netzwerk Medienethik http://netzwerk-medienethik.de.

Alttestamentarische Geschichte

In „The Binding of Isaac“ flieht der junge Protagonist Isaac vor seiner Mutter, die nach dem exzessiven Genuss fundamentalistischer christlicher Fernsehsendungen Stimmen hört, die ihr befehlen, ihren Sohn zu opfern. Ursprünglich wollte die USK das Spiel ab zwölf Jahren freigeben. „Die Geschichte von Isaac, der von seinem Vater geopfert werden soll, ist für alle drei abrahamitischen Religionen von Bedeutung. Die im Spiel vorkommenden religiösen Fernsehsendungen gibt es auch in der Realität. All das muss man wissen, um die Aussagen des Spiels zu durchschauen. Das können Zwölfjährige vermutlich noch nicht“, so Funiok.

Im Prüfbericht der USK heißt es zu Beginn, dass das Spiel keine realistischen Gewaltdarstellungen beinhaltet. Eine „Beeinträchtigung religiöser Kinder unter 16 Jahren“ könne aber nicht ausgeschlossen werden. „In Deutschland ist der Schutz der religiösen Gefühle der Gläubigen gesetzlich festgelegt. Spott über seine gewalttätige Seite muss das Christentum, genau wie andere Religionen, aushalten. Vor dem Spott muss aber das Wissen kommen“, bekräftigt Funiok. Im Internet ist auf diversen Foren eine Debatte entbrannt, die teilweise heftige Kritik an der Einstufung des Spiels übt.

Halbstaatliche Kontrolle

Die USK ist ein privater Verein, der die Organisation der Alterskontrolle in Deutschland gewährleistet. Die eigentlichen Altersempfehlungen werden von Sachverständigen, die von den Bundesländern beauftragt werden, in Zusammenarbeit mit dem ständigen Vertreter der obersten Landesjugendbehörden bei der USK erstellt. „Einen Gotteslästerungsparagraphen im engeren Sinn gibt es in Deutschland nicht mehr. Aus pädagogischer Sicht ist es sinnvoll, Jugendlichen den Respekt vor Inhalten, die manchen Menschen heilig sind, zu vermitteln“, sagt Funiok.

Ob die Angst vor orthodoxeren Strömungen innerhalb des Christentums die Entscheidung der USK beeinflusst hat, ist aus dem Prüfbericht nicht ersichtlich. „Obwohl die Mehrheit des Christentums relativ tolerant mit kritischen Darstellungen ihrer Religion umgeht, steigen fundamentalistischere Christen oft schnell auf die Barrikaden, teilweise ohne die betreffende Darstellung überhaupt zu kennen“, erklärt Funiok. Seit den Tumulten um die Mohammed-Karikaturen wird mit kritischen Darstellungen von Religion allgemein vorsichtiger umgegangen. Kritiker sehen darin eine indirekte Beschneidung der freien Meinungsäußerung.