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Vier plus Eins – Sofortmaßnahmen zur Entlastung der SchülerInnen im G8-Bildungsgang

Die Mängelliste ist lang – viele Eltern beklagen, dass ihre Kinder in der fünften und sechsten Klasse unter der Einführung des Turbo-Abis leiden: Enormer Leistungsdruck, Dauerstress und Arbeitstage, die inklusive der Hausaufgaben länger sind, als die von Tarifbeschäftigten. Die Grüne Landtagsfraktion hat ein Konzept zur Entlastung der SchülerInnen im G8-Bildungsgang erarbeitet. Dazu erklärt deren schulpolitische Sprecherin, Anke Erdmann:Jetzt muss das Ziel sein, den kontraproduktiven Lerndruck für die betroffenen Kinder schnell zu mildern, denn sie können nicht auf die nächste Schulgesetzänderung warten. Auf Grundlage des Schulgesetzes gibt es Möglichkeiten für Freiraum und Erleichterungen. Mehrere Schulen in Schleswig-Holstein zeigen schon jetzt, dass die Entlastung der SchülerInnen funktionieren und Erfolg haben kann.

Deswegen fordern wir Bildungsminister Klug auf, folgende Vier-Plus-Eins-Sofortmaßnahmen einzuleiten. Spätestens nach den Sommerferien müssen die Entlastungen an den Schulen mit hohem Turbo-Abi-Druck ankommen.

1. Die zweite Fremdsprache erst in der siebten Jahrgangsstufe beginnen
Dies schafft eine doppelte Entlastung: Erstens sind Fremdsprachen lernintensiv und mit dieser Maßnahme bekommen die SchülerInnen ein Jahr mehr Zeit, sich alleine den Anforderungen der ersten Fremdsprache zu stellen. Vor allem ergeben sich aber in den Klassen fünf und sechs jeweils zwei „freie“ Stunden pro Woche, die künftig zur Intensivierung des Lernstoffes genutzt werden können.

2. Einführung von Übungsphasen reduziert die Hausaufgaben
Hausaufgaben sind Eigenlernzeiten. Mit dieser Maßnahme werden sie teilweise als Übungsphasen in den Unterricht integriert. Hier wird – in Anwesenheit von Lehrkräften – vertieft und geübt. Für diese Maßnahmen kann die Schule in der fünften und sechsten Klasse wöchentlich 90 Minuten einplanen, so dass zuhause weniger Hausaufgaben zu erledigen sind. Zusätzlicher Vorteil: Alle Kinder bekommen eine qualifizierte Unterstützung beim individuellen Vertiefen.


3. Eine Stunde geschenkt
Schon jetzt können die „Wahlstunden“ genutzt werden. Zum Hintergrund: Die KMK gibt insgesamt 265 Wochenstunden vor, die bis zum Abitur geleistet werden müssen. Laut KMK können fünf Wochenstunden für Wahlangebote genutzt werden. Die Teilnahme an Arbeitsgruppen kann im Umfang einer Stunde auf das Stundenkontingent anrechnet werden. Daraus ergibt sich eine weitere Wochenstunde Entlastung in den Klassen fünf bis neun.


4. Wer hat an der Uhr gedreht? – Die Schulstunde wird verlängert
Einige G8-Schulen arbeiten schon jetzt im 60 Minuten-Takt. Organisatorisch leichter kann es für Schulen sein, zum kommenden Schuljahr einen Großteil des Unterrichts auf klassische Doppelstunden umzustellen. Weniger Fächer an einem Schultag bedeuten weniger Hektik und mehr Konzentration, weniger Hausaufgaben und leichtere Schulranzen.

Die Lehrkräfte brauchen aber auch Freiräume, um die Vorschläge umzusetzen, und das Land muss eine koordinierende Unterstützung geben. Deshalb fordern wir:

5. Mustercurricula und ein zusätzlicher Schulentwicklungstag vor den Sommerferien
Eine Kommission erarbeitet im Mai Mustercurricula für die Jahrgangsstufen fünf bis sieben, die von den Schulen nach den Sommerferien sofort umgesetzt werden können. Diese Mustercurricula stellen die Entlastung der SchülerInnen in den Vordergrund und suchen nach pragmatischen und vorgabenkompatiblen Lösungen. In dieser Kommission könnten beispielsweise mitarbeiten:

a. Lehrkräfte von Schulen, bei denen G8 zur überwiegenden Zufriedenheit der Kinder und Eltern umgesetzt wird,

b. Lehrkräfte von Gymnasien, bei denen G8 zu Problemen und zu hoher Belastung führt,

c. ExpertInnen des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen, insbesondere StudienleiterInnen,

d. ElternvertreterInnen als kooptierte Mitglieder.

Die Mustercurricula sollten Anfang Juni an die Kollegien versendet werden. An einem zusätzlichen Schulentwicklungstag könnte dann die Umsetzung für die kommenden Klassen fünf bis sieben im G8-Bildungsgang für die jeweiligen Schulen angepasst werden.

Dies alles sind schnell umsetzbare Maßnahmen, die zudem ohne Gesetzesänderung und ohne zusätzliche Finanzen möglich sind. Nach den Sofortmaßnahmen muss dann schnell geklärt werden, wie es grundsätzlich weitergehen soll mit einem Weg zum Abitur ohne Dauerstress.

Anlage: Stundenplanvergleich 45- zu 60-Minutenrhythmus

http://www.sh.gruene-fraktion.de/cms/files/dokbin/334/334172.stundenplanvergleich.doc