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Lübeck Lupe

Vor 50 Jahren entstand der Skandinavienkai

Der Skandinavienkai der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG) in Lübeck-Travemünde besteht am 28. März 2012 seit 50 Jahren. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich einer der größten Fährterminals Europas mit rund 80 Abfahrten pro Woche und einer Fläche von 67 Hektar. Im Jahr 2011 wurden am Skandinavienkai rund 417.000 Passagiere abgefertigt und 17,7 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen (LHG gesamt an allen Terminals: 24,0 Millionen. Tonnen), darunter 632.000 Lkw und Trailer, 51.000 Container (TEU) und 68.000 Export- und Import-Fahrzeuge.
Geschichte und Gegenwart
Die Bürgermeister Lübecks waren meist vorausblickende Menschen. Ein solcher Bürgermeister mit Visionen war Max Wartemann, der von 1959 bis 1970 die Geschicke der Hansestadt lenkte und außerdem LHG-Aufsichtsratsvorsitzender war. Denn während seiner Amtszeit fiel die von ihm maßgeblich beeinflusste Entscheidung, den Skandinavienkai zu bauen. Der Travemünder Ostpreußenkai reichte nicht mehr aus, und so wurde in der Siechenbucht auf dem Gelände einer Fischersiedlung und einer Pelztierfarm ein Fähranleger mit den entsprechenden Landanlagen errichtet.
Der heutige LHG-Aufsichtsratsvorsitzende Björn Engholm: „Über Max Wartemann wurde einmal gesagt, er sammele Fährlinien, wie andere Leute Briefmarken. Davon profitieren wir noch heute in besonderem Maße. Unsere Stadt hat Wartemann – und neben ihm dem damaligen Wirtschaftssenator Paul Bromme – vieles zu verdanken. Wir werden alles daran setzen, dass der Skandinavienkai seine herausragende Stellung behält und seine Verkehre weiter ausbauen wird.“
Die TT-Line aus Hamburg, heute mit ihrer Zentrale im Hafenhaus direkt am Skandinavienkai beheimatet, gab den Anstoß für die Gründung des Terminals. Die Eröffnung des Fährverkehrs erfolgte am 28. März 1962 mit einem Neubau der Reederei namens „Nils Holgersson“. Es war ein mutiges Unterfangen, denn gerade hatten die Schwedischen Staatsbahnen erklärt, sich auf die Vogelfluglinie (Eröffnung 1963) zu konzentrieren und den seit 1953 bestehenden Sommerverkehr von Trelleborg nach Travemünde einzustellen. Aber der Erfolg gab der TT-Line recht. Die Indienststellung der ersten „Peter Pan“ als zweites TT-Schiff folgte nur drei Jahre später. Heute verkehren vier moderne, umweltfreundliche Fähren mit vier täglichen Abfahrten zwischen Trelleborg und Travemünde. TT-Geschäftsführer Hanns-Heinrich Conzen: „Bereits vom ersten Tage an verbindet uns mit der LHG eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auf dieser Basis wollen wir gemeinsam auch zukünftig die Verkehre am Standort erfolgreich weiterentwickeln.“
Bescheidene Anfänge

Der Anfang des Skandinavienkais war, verglichen mit den heutigen Zahlen, bescheiden. Die Umschlags- und Beförderungsleistungen betrugen 1963 rund 60.400 t Fracht und 70.000 Passagiere. Seit der Gründung ging es stetig bergauf. Im Juli 1962 begann der Fährdienst Travemünde – Helsinki. 1962 gab es nur einen Fähranleger, 1965 bereits vier. Die Steigerung der Passagierzahlen von 1963 bis 1970 betrug fast 250 Prozent, bei der Fracht waren es über 1800 Prozent. 1972 erhielt der Skandinavienkai eine leistungsfähige Bahnanbindung mit vorgelagertem Bezirksbahnhof (Schlangental). Schon zu dieser Zeit waren also die Ausbauvorhaben auf die ferne Zukunft ausgerichtet. 1975 kam es zur Fertigstellung von Anleger 7. 1980 wurde der 25millionste Passagier am S-Kai begrüßt.
Im Juli 1987 gab eine vom Baudezernat der Hansestadt Lübeck vorgelegte Studie zur langfristigen Hafenentwicklung am Skandinavienkai Anlass zu einer breiten Diskussion im politischen und wirtschaftlichen Raum. Ergebnis dieser Diskussion war der im August 1987 gefasste Beschluss der Lübecker Bürgerschaft mit folgendem Wortlaut:
„Der Skandinavienkai ist im Sinne einer leistungsfähigen, kompakten Hafenanlage, die auch den Bedarf der Nachfrager der Zukunft befriedigt, weiterzuentwickeln. Hoher Massendurchsatz und eine große Anzahl von Schiffsankünften sind bei geringem Landschaftsverbrauch unter Einsatz neuer Technologien und der Steuerung der Abläufe nach betriebswirtschaftlichen Kriterien zu realisieren.“
Eine Aussage, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat.
Ausbau zum bedeutendsten Hub an der Ostsee

Mit der Fertigstellung des 8. Fähranlegers im September 1991 ging die dynamische Entwicklung des Skandinavienkais weiter. Erneut kam ein Expertengremium zu dem noch heute gültigen Gesamtergebnis: Die Zukunft des Terminals ist direkt abhängig von der zeitgerechten Anpassung der Ressourcen an die Anforderungen des ständig wachsenden Marktes. Um den Marktanforderungen gerecht zu werden, muss der Skandinavienkai im Anlegerbereich, im Bereich der Hafenumschlagsflächen, im Bahnbereich und im Gewerbebereich ausgebaut werden.
Während die Reedereien in größere und moderne Tonnage investierten, setzen Stadt und LHG eine rege Ausbautätigkeit in Gange, um die wachsenden Umschlagsmengen bewältigten zu können:
• 1998 wurden die Anleger 1 bis 4, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr den Anforderungen des wachsenden Schiffsraumes in der Ostsee gerecht wurden, zu zwei modernen Anlegern mit flexiblen Pontons umgebaut.
• Die wachsenden Umschlagsleistungen ließen den Skandinavienkai 1998 an seine Flächengrenzen stoßen. Die für die Kunden gewohnte Qualität konnte nur aufrecht erhalten werden, indem zusätzliche Flächen erschlossen wurden. Ende 1998 wurde durch die Inbetriebnahme von 4,5 Hektar neuer Umschlagsfläche die Hafengrenze aufgeweitet (Südgate).
• Anfang 1999 wurde dem ständig wachsenden Bedarf an Liegeplätzen durch den Bau des Anlegers 7a Rechnung getragen.
• Ende 2000 wurde der Anleger 6a mit modernen Oberdecksrampen fertiggestellt. Anfang 2001 erhielt der Anleger 5 eine axiale Oberdecksrampe.
• 2003 entstand das KV-Terminal von Baltic Rail Gate mit zwei Portalkränen und fünf zuglangen Gleisen. Im Jahr 2011 wurde dort über 65.000 Einheiten umweltfreundlich ins oder aus dem Hinterland transportiert.
• 2004 wurde mit dem Umbau des Anlegers 6 begonnen, aus dem die beiden Doppelstockanleger 6 (Inbetriebnahme 2005) und 5a (Inbetriebnahme 2006) für Schiffe bis zu 250 Metern Länge entstanden. Die Anlegerzahl erhöhte sich damit auf neun.
• 2006 wurde das bis dahin bereits über 50 Hektar große Hafenareal um 13,3 Hektar Operationsfläche erweitert. Hierfür wurden das DB-Streckengleis nach Travemünde verlegt, ein neuer Haltepunkt gebaut und die ehemalige B75 aufgehoben. Ein zweiter Bauabschnitt, der weitere 15,7 Hektar umfasst, kann bedarfsgerecht erstellt werden.
• 2006 erfolgte auch die Fertigstellung des Hafenhauses als neue Büro- und Schaltzentrale des Hafens. Rund 400 Mitarbeiter/innen von LHG, Reedereien, Speditionen und Behörden haben hier ihren Arbeitsplatz. In unmittelbarer Nachbarschaft des Terminals entstanden außerdem zwei Gewerbegebiete mit 35 Hektar Größe.
• 2007 wurde das neue Südgate mit insgesamt 24 Spuren und modernster IT-Technik in Betrieb genommen.
• Ende 2009 erfolgte die Elektrifizierung der Bahnstrecke von und nach Hamburg bis zum Skandinavienkai.
• Seit 2011 bietet die Skandic Service-Gesellschaft (SSG) direkt auf dem Kai einen Truckservice an.
Die Zukunft
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe: „LHG und Hansestadt Lübeck haben es immer verstanden, den Skandinavienkai den wachsenden Anforderungen anzupassen. In enger Abstimmung mit Reedern und Spediteuren haben wir ein zukunftsfähiges Terminal geschaffen. Das wird auch künftig so sein, in dem wir den Skandinavienkai für die Bedürfnisse unserer Kunden weiter entwickeln.“
Dies betonen auch die LHG-Geschäftsführer Heinrich Beckmann und Ulfbenno Krüger: „Wir haben die Anforderungen der Zukunft genau im Blick und werden unseren Kunden stets einen innovativen und leistungsfähigen Umschlagplatz mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten.“
Folgende Projekte sind daher in der planerischen Vorbereitung bzw. bautechnischen Umsetzung:
• Umbau des Anlegers 7 zu einem weiteren Doppelstockanleger für Schiffe bis zu 240 Meter Größe.
• Verlängerung des Anlegers 7a um 25 Meter.
• Erweiterung des KV-Terminals um ein weiteres zuglanges Gleis.
• Verbesserte Bahnanbindung durch den Bau eines neuen Bahnumschlagterminals im Gewerbegebiet Nord.
• Angebot eines Wochenwechselplatzes für Trucks.
• Mögliche Erweiterung der Operationsfläche um 15,7 Hektar.