Walter Mielke neuer TW-Geschäftsführer
Der Lübecker Yacht-Club (LYC) hat seinen neuen 2. Vorsitzenden Walter Mielke auch zum neuen Geschäftsführer der Travemünder Woche (TW) bestellt. Der 64-jährige übernimmt diese Aufgabe als Ehrenamt von Andreas Stülcken, dem 1. Vorsitzenden des Hauptveranstalters. Nachdem Ende April Claus-Dieter Stolze als hauptamtlicher Geschäftsführer ausscheidet, steht der Lübecker dann zunächst allein an der Spitze der schönsten Segelregatta der Welt. Der zweite Mann kommt aus der nächsten Generation: Sebastian Amend (25) wird für die Zukunft der TW aufgebaut. Bei der 122. Auflage der Traditionsveranstaltung vom 22. bis zum 31. Juli, seiner eigenen 31. Travemünder Woche, bleibt Mielke oberster Wettfahrtleiter, doch dabei soll ihn Jens Kath stärker als bisher unterstützen.
„Die Organisation der Travemünder Woche ist eine Mannschaftsleistung par excellence“, betonte Mielke, der auf 200 bis 300 ehrenamtliche Helfer zurückgreifen kann. Kath, Wettfahrtleiter der Seebahn, steht ihm diesmal auch in der Gesamtverantwortung über alle Regattabahnen zur Seite. Im Management der TW fungiert Amend als Prokurist und arbeitet Vollzeit in der Clubgeschäftsstelle an der Wakenitz. „Über kurz oder lang soll er Geschäftsführer werden“, so Mielke, „aber in diesen Zeiten des Umbruchs nicht allein ins kalte Wasser geworfen werden.“
Mit diesen Personalentscheidungen stellt der LYC die Weichen in der Organisation der sportlichen und touristischen Großveranstaltung, zu der diesmal rund 1.000 Boote und eine Million Besucher aus dem In- und Ausland erwartet werden. „Die Travemünder Woche sieht nicht nur 2011 mit je vier Welt- und Europameisterschaften einer großen Herausforderung entgegen, sondern muss sich auch in den nächsten Jahren unter schwierigen, immer noch unklaren baulichen Rahmenbedingen an Land behaupten“, erklärt Walter Mielke. Schließlich soll 2014 beim 125-jährigen Jubiläum eine TW der Superlative gefeiert werden.
Der Lübecker will noch weit mehr als eine Bestandssicherung der Regattawoche, er hat auch eine Vision: „Travemünde soll ein weltweit anerkanntes Segelzentrum werden, ein ideales Trainings- und Wettkampfrevier für Spitzensportler ebenso vor und nach der Travemünder Woche, unserem einzigartigen Aushängeschild.“ Dazu müsse auch auf internationalem Parkett, allen voran den Jahrestagungen des Weltsegelverbands ISAF, wieder Flagge gezeigt werden, um die Vorzüge der Travemündung zu verbreiten und hochkarätige Meisterschaften einzuwerben.
Als ISAF-anerkannter, internationaler Wettfahrtleiter (IRO) und Schiedsrichter (IJ) wurde Mielke für die paralympischen Segelwettbewerbe in Weymouth/Großbritannien 2012 zum Supervisor für Bahnen und Kurse bestimmt. Im Vorstand des Lübecker Yacht-Clubs ist er für den Regattasport zuständig und sieht in der Travemünder Woche die Speerspitze seiner Aufgaben. „Nur wenn sich die Teilnehmer und die Besucher bei uns wohlfühlen, kommen sie wieder und ziehen ihr Umfeld mit“, kalkuliert der neue TW-Chef. Als wichtigste Voraussetzungen nennt er eine professionelles Regatta- und Eventmanagement mit 1a-Logistik von den Bahnen auf dem Wasser über die Landliegeplätze und Unterkünfte bis zum Festivalgelände.
Die 80.000 Quadratmeter werden von der Hamburger Eventagentur uba vermarktet und bilden das finanzielle Hauptstandbein der Travemünder Woche. „Wir haben aber im Marketing noch Luft nach oben“, meint Mielke, „wir können uns den Sponsoren, bestehenden wie potentiellen, noch besser präsentieren und verkaufen.“ Ziel seien schlichtweg höhere Einnahmen, mit denen wiederum das Drumherum optimiert werden könne. Bislang lag das Gesamtbudget einer Travemünder Woche noch unter einer Million Euro.
Als absolutes Zugpferd im Veranstaltungsprogramm hatten die Verantwortlichen voriges Jahr Kurzrennen in der Segelarena Trave etabliert. Nach den Tageswettfahrten auf der Lübecker Bucht segelte nachmittags eine schnelle, attraktive Bootsklasse direkt vor den Augen des staunenden Publikums. Mielke: „Das war ein Knüller, Segeln zum Greifen nah, das wollen die Menschen sehen.“ Die Traveraces sollen als Travemünder Alleinstellungsmerkmal ausgebaut werden. Auf der Verbesserungsliste steht die Akustik der Lautsprecheranlage für fachkundige, aber allgemeinverständliche Livekommentare. Außerdem sind entlang der Uferlinien weithin sichtbare Startampelflaggen geplant.
Sorgen bereiten der TW-Organisationsspitze die unsicheren Planungen für diverse Flächen an Land. Angefangen auf der Tornado-Wiese neben dem zweiten LYC-Clubhaus an der Travepromenade über das inzwischen endlich abgerissene Aquatop an der Ecke zur Strandpromenade bis zum Grünstrand neben dem LYC-Areal am Möwenstein kursieren immer wieder Bebauungsgerüchte, die „den Fortbestand der Travemünder Woche massiv gefährden könnten“ (Mielke). Und auch die Nutzung des Priwalls am gegenüberliegenden Traveufer scheint mittelfristig nicht gesichert zu sein.
Von den rückwärtigen Flächen hängt jedoch entscheidend ab, welche und wie viele Bootsklassen und Meisterschaften die Travemünder Woche künftig an Land ziehen kann – im wahrsten Sinne des Wortes. Neben den Weltmeisterschaften der 29er für 2012 haben Mielke & Co. schon eine Reihe weiterer Höhepunkte im Köcher. „Aber wir müssen die Aktiven auch dem internationalen Standard angemessen unterbringen können, sonst wird das zum Bumerang.“