Wild- oder Grünbrücken erwünscht.
Foto: AGNJ-SH – Eine im Bau befindliche Wildbrücke über die A20 westlich LANGNIENDORF, Kreis STORMARN
von Helmut Neu
Die in Schleswig-Holstein im Bau befindlichen Grünbrücken erhitzen die Gemüter. Gegner der Überführungen für Wildtiere haben derzeit offensichtlich die Lufthoheit über den Stammtischen, ihr Hauptargument: zu teuer!
Von einer bis zu drei Millionen Euro kosten die Übergänge für alles, was da kreucht und fleucht, vom Käfer bis zum Hirsch.
Der ADAC stellt fest: Tiere, die über Brücken statt über Fahrbahnen laufen, können mit niemandem mehr kollidieren. Ein klares Plus für alle, so der Automobilclub.
Erhöhte Verkehrssicherheit ist allerdings nur ein – durchaus positiver – Nebeneffekt des Wildbrückenbaus.
Eigentlicher Zweck der Bauwerke ist der Verbund naturnaher Lebensräume. Flora und Fauna sind bestmöglichst aufeinander abzustimmen, Biotope- nicht nur für jagdbare Wildtiere – werden dadurch optimiert.
Artenschutz und Biotopschutz sind miteinander verbunden, da nur durch den Schutz der Lebensräume die darin existierenden Arten zu erhalten sind. Im Wesentlichen muss daher der Artenschutz über den Schutz der Ökosysteme und den Biotopschutz realisiert werden.
Einige Arten und Artengruppen benötigen allerdings in unserer Kulturlandschaft zusätzliche, gezielte Hilfsmaßnahmen, die den Lebensraumschutz ergänzen.
Hierzu zählt die AGNJ-SH auch sogenannte „Wild- oder Grünbrücken“ über Einrichtungen der Verkehrsinfrastruktur.
So dienen sie z.B. der von der AGNJ-SH erwünschten Ausdehnung des Verbreitungsgebietes unseres heimischen Rotwildes.
Das Rotwild ist das größte freilebende terrestrische Wildtier in Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt seines relativ kleinen und Inselartigen Vorkommens liegt im waldreicheren Süden und Südosten des Landes.
Die Population ist klein, das Ausmaß der Gefährdung der genetischen Stabilität ist leider noch unbekannt. Es liegen jedoch bereits Indizien für eine genetische Verarmung vor. Der langfristige Fortbestand einer vitalen Population ist nicht gesichert.
Rotwild ist kein ursprünglicher Waldbewohner. In Zukunft sollen ihm mehr Möglichkeiten geschaffen werden, Lebensräume auch außerhalb geschlossener größerer Waldkomplexe zu besiedeln.
Eine wildökologische Raumplanung, die auch die Schaffung von Verbindungskorridoren zwischen den Teilbeständen und eine Ausdehnung des Verbreitungsgebietes prüft, erscheint dringend erforderlich.
Hierzu dienen auch die in Schleswig-Holstein fertiggestellten oder im Bau befindlichen „Wild- oder Grünbrücken“.
Ohne diese Querungshilfen werden auch die Versuche, Luchse, Wildkatzen, Wölfe und andere Wildtiere in Deutschland wieder heimisch werden zu lassen, scheitern.
www.agnj-sh.de









