Politik & Wirtschaft

Würfelwahnsinn Waterfront

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Foto: Travemünde aktuell

Würfelwahnsinn Waterfront – Die GRÜNE Fraktion beantragte zum B-Plan Priwall Waterfront sowohl im Bauausschuss als auch in der Bürgerschaft diverse Veränderungen: „Die Gebäudehöhe wollten wir auf maximal drei Vollgeschosse  begrenzen, die Waldflächen  erhalten und den Radwanderweg über die Promenade  führen“, so der baupolitische Sprecher Carl Howe. „Außerdem wurde von uns beantragt, die angrenzende Düne vollständig zu erhalten und die Sonderflächen an der Kaikante, auf der 19 Meter hohe Gebäude entstehen werden, entfallen sollen.“Der Gestaltungsbeirat, der am Freitag zusammentrat, äußerte teilweise gleiche Kritik wie die GRÜNEN.

„Im Jahr des Bodens beschließt die Lübecker Bürgerschaft eine vom Bodentyp wertvolle Düne für Vergnügungsbauten, das sogenannte Erlebniscenter, zu vernichten. Die Einzäunung einer Strandfläche  auf dem Priwall ist kein Ersatz oder Ausgleich, denn Dünenbiotope sind von der Bodenbeschaffenheit, von Pflanzen und Tieren nicht  mit Strandbiotopen zu vergleichen“, kritisiert Silke Mählenhoff, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, die Pläne.

„Weiterhin wollten wir, dass das ehemalige Krankenhausgebäude 6 für die Unterbringung von Flüchtlingen ausgebaut und nicht abgerissen wird, um dort Parkplätze einzurichten. Herrn Hollesen forderten wir in der Sitzung auf, das Gebäude für die nächsten drei Jahre zur Verfügung zu stellen bis die Fläche tatsächlich gebraucht wird“, so Howe.
„Wir sind nicht gegen Investitionen auf dem Priwall. Jedoch lehnen wir ab, dass  Natur und Mensch durch die massive Planung nachhaltig gestört werden.“

Die Anträge der GRÜNEN wurden von CDU, SPD, FDP, BfL und dem Freien Wähler abgelehnt. „Diese „Augen zu und durch“ Mentalität der Fraktionen finden wir unverantwortlich. Nicht nur aus umweltpolitischer, auch aus finanzieller Sicht halten wir Waterfront, so wie jetzt beschlossen, für falsch. Wir bezweifeln, dass der gedeckelte Betrag von 1,8 Mio Euro für die Erneuerung der Travepromenade von der Bauverwaltung eingehalten wird. Schon jetzt wird gesagt, dass verschiedene Maßnahmen nicht der Promenadenerneuerung zugerechnet werden und Preissteigerungen nicht enthalten sind, so dass diese oben drauf gerechnet werden müssen.

Nicht bekannt ist uns, ob Herr Hollesen jetzt einen höheren Bodenpreis zahlen muss, da die Preise hierfür in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind“, so Carl Howe.

„Welchen Erlös erhält die Stadt Lübeck tatsächlich nach Abzug aller Kosten, die durch die Hansestadt Lübeck noch aufzubringen sind?“ fragt auch Silke Mählenhoff.

Sie fasst zusammen: „Drei Punkte kritisieren die Grünen am Waterfront-Projekt: die Finanzierung, die Ökologie und Nachhaltigkeit des Projektes und die Ästhetik.“

Mählenhoff bezeichnet die Planung als langweilig, uninspiriert und überdimensioniert: „Der B-Plan schafft Hinterhofatmosphäre durch die Anordnung von Parkhäusern an zentralen Stellen.  Dadurch entsteht Parksuchverkehr bis weit in die eigentlich verkehrsarme Anlage hinein.“
Nach Auskunft der Verwaltung war es nicht möglich,  die Verkehrsführung als ‚Shared Space‘ zu planen, weil es um Erschließungsstraßen geht. Anderswo werden Bundesstraßen in Ortsdurchfahrten als ‚Shared Space‘ gestaltet. „Wieso ist dies auf dem Priwall nicht einmal in einer Ferienanlage möglich?“, fragt Silke Mählenhoff.

Es wurde kein Gutachten zu Düsenwirkungen oder Verwirbelungen, besonders im Bereich der sogenannten  Strandvillen angefertigt. Die Begründung des Fachplaners im Umweltausschuss lautete: „Mit Wind muss man an der Küste rechnen.“

Silke Mählenhoff dazu: „Aber nicht mit Wind, der durch falsche Platzierung der Gebäude entsteht und dazu führt, dass Gäste ihren Balkon nicht nutzen mögen. Das ist kundenunfreundlich, schlicht dickfellig und schlecht geplant.“

Für die Sonderbauten an der Wasserlinie soll ein Fassadenwettbewerb durchgeführt werden. „Warum gilt dies nicht für alle Bauten?“

Fazit aus Grüner Sicht: „Die geplante Touristensiedlung dient der Gewinnmaximierung des Bauherrn auf Kosten der Genussminimierung der BesucherInnen und EinwohnerInnen.

Alles in allem kein guter Beschluss für den Priwall, die Umwelt und den städtischen Haushalt.“, resümieren die GRÜNEN.