Politik & Wirtschaft

Zukunftskonzepte für Gesundheit und Pflege in Schleswig-Holstein – Fachtagung diskutiert innovative Ansätze

KIEL. Mit der Sicherung der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung setzte sich heute die Fachtagung „Gesundheit und Pflege in Schleswig-Holstein“ auseinander. Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten innovative, demografisch tragfähige Gestaltungsansätze mit.

Das Fritz-Beske-Institut für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) hatte vom Gesundheitsministerium im August 2011 den Auftrag erhalten, die aktuelle Versorgungssituation in Schleswig-Holstein zu analysieren, Defizite zu identifizieren und eine Projektion für die Bedarfe der Zukunft zu erstellen. Dazu erarbeiteten 19 Verbände und Standesvertretungen in einem dafür etablierten Beirat in mehreren Handlungsfeldern Problemanalysen und Lösungsvorschläge.

Die Ergebnisse stellten Prof. Dr. Fritz Beske und Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg gemeinsam vor.

Der Minister unterstrich: „“Wir stehen vor der Herausforderung, den Zugang zur pflegerischen und medizinischen Versorgung in einem Flächenland dauerhaft zu sichern. Dabei steht der Patient wie der Pflegebedürftige gemeinsam im Fokus.“
„Wir brauchen einerseits mehr Dezentralisierung und Regionalisierung und andererseits mehr freiwillige Kooperationen – zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor, aber vor allem auch von Gesundheit und Pflege.““

Dabei müssten die berechtigten Interessen der verschiedenen Akteure berücksichtigt werden. Zu sehr haben in der Vergangenheit politische Vorstellungen und finanzielle Fehlanreize dazu geführt, dass Barrieren errichtet und die vorhandenen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit nicht ausreichend genutzt worden seien. Die Fachtagung habe gezeigt, dass dies der richtige Ansatz sei.

So muss beispielsweise eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auch dazu führen, die verschiedenen Gesundheitsberufe enger miteinander zu verzahnen. „Ich plädiere dafür, durch eine gemeinsame Grundausbildung in den Pflegeberufen Synergien zu erzeugen und danach Spezialausbildungen für die einzelnen Berufszweige anzuschließen. Dies würde im Übrigen auch mehr Durchlässigkeit zwischen den Berufen ermöglichen“, so Garg.

Der Minister sprach sich für mehr regionale Entscheidungen aus und hob hervor: „“Vor Ort finden sich häufig schnell umsetzbare, pragmatische Lösungen. Die heute unterbreiteten Vorschläge, wie die für ergänzende ambulante Versorgungsstrukturen durch mobile Zweigarztpraxen, einen mobilen Apothekendienst oder einen Shuttleservice der Kommunen, zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, die Betreuung der Patienten vor Ort auch in Zukunft flächendeckend zu gewährleisten, wenn alle Akteure zusammenarbeiten“.“

Die Empfehlung, die ausufernde Bürokratie einzudämmen, nahm der Minister erneut zum Anlass, die Abschaffung der Praxisgebühr zu fordern: „Sie ist bürokratisch aufwendig, systemisch unsinnig und hat nachweislich keine Steuerungswirkung. Damit werden Arztpraxen von überflüssiger Bürokratie und Patienten von einer Abgabe befreit, deren Erhebungsaufwand in keinem Verhältnis steht“.