Thissen zu Missbrauch: „Die Missbrauchsschuld hat uns sensibilisiert“ – 600 Menschen beim ältesten Kreuzweg Deutschlands in Lübeck
„Vergib uns unsere Schuld“ – unter diesem Leitwort stand heute, 2. April 2010, der Ökumenische Karfreitagskreuzweg in Lübeck. Etwa 600 Menschen gingen diesen ältesten Kreuzweg Deutschlands . Bei seiner Ansprache an der Kreuzigungsgruppe aus dem 15. Jahrhundert erinnerte der Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen an das „Große Schuldbekenntnis“, das Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 für die Kirche abgelegt hat.
Archivfoto: TBF/Freywald
„Aber das reicht nicht. Jeder und jede von uns muss auf je eigene Weise seine Schuld bekennen und um Vergebung bitten.“ Jesus Christus sei für die Schuld der Menschen am Kreuz gestorben: „Das Kreuz Christi bedeutet die Bewältigung von Schuld und Tod. Das Kreuz Christi bedeutet Vergebung und Leben.“
In seiner Ansprache an der vierten Station nannte Ministerpräsident a.D. Björn Engholm das Eingeständnis und besonders die Vergebung von Schuld eine Sysiphusarbeit: „Kann ein afghanisches Vater, dessen Söhne bei einem Bombenangriff in Kunduz getötet wurden, vergeben?“ Wo man keine Vergebung gewähre, da herrschten Angst, Hass und Rache; die Folge sei Unfriede: „Vergebung schafft Frieden.“
Der Lübecker Kreuzweg wurde 1493 auf Wunsch des Kaufmanns Hinrich Konstin angelegt und gilt damit als der älteste in Deutschland. Die Strecke von der St. Jakobikirche bis zum Jerusalemsberg entspricht genau der Länge des historischen Weges, den Jesus von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung auf dem Berg Golgota zurückgelegt hat. Seit 2002 gehen und beten katholische und evangelische Christen den Lübecker Kreuzweg gemeinsam. Der Weg führt über fünf Stationen, an denen jeweils Kurzansprachen gehalten werden, in diesem Jahr von Bischöfin Maria Jepsen, von Pröpstin Petra Kallies mit Propst Franz Mecklenfeld, von Pastorin Kathrin Jedeck mit Ilona Jarabek, Geschäftsführerin der Musik- und Kongresshalle Lübeck, und von Ministerpräsident a.D. Björn Engholm mit Pastor Lutz Jedeck.
