Predigt über den Heiligen Geist, wie er erkennbar wird, wirkt und uns helfen und verändern kann · von Wolfgang Freywald
1. Korinther 2,12-14
12 Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. 13 Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. 14 Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden.In der Luther-Bibel von 1912 kommt der „Heilige Geist“ 108 Mal vor. Und doch ist sehr schwierig, ihn zu begreifen und zu erfassen. Er wird in der Bibel beschrieben, Brüder und Schwestern im Glauben reden und bezeugen ihn. Doch wer ist der „Heilige Geist“ wirklich? Aus Gottes Wort verstehen wir ihn als die dritte göttliche Person, in der Reihe Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.
Als wohl wichtigste Eigenschaft des Heiligen Geistes berichtet uns Joh. 16,14, daß der Heilige Geist in totaler Abhängigkeit von Jesus, der wiederum in totaler Abhängigkeit von Gott, dem Vater, steht. Jesus tat nur das, was er vom Vater empfing. Wir sehen also hier ganz klar das Prinzip der Unterordnung, von Gott selbst begründet. Obwohl der Heilige Geist eine selbständige Persönlichkeit ist, tut er nur das, wozu er beauftragt ist. Es ist interessant, daß sich dieses Prinzip von Freiwilligkeit durch das ganze Neue Testament hindurchzieht. Jesus tat sein Werk freiwillig. Er war in dem vollen Bewußtsein, daß der Wille des Vaters geschehen sollte. Auch wir sind dazu ermutigt, unser Leben freiwillig Gott hinzugeben und nicht aus Zwang. Was wir freiwillig tun, geschieht in einer ganz anderen Qualität.
Weitere Eigenschaften, mit denen der Heilige Geist belegt werden kann:
Der Heilige Geist ist sanft.
Der Heilige Geist ist zurückhaltend.
Der Heilige Geist ist taktvoll.
Von Gott Vater und von Gott Jesus Christus haben wir irgendwie Vorstellungen, die zumeist aus der Bibel stammen, aber beim Heiligen Geist sieht es anders aus. Er entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen. Und es muss auch so sein: Denn der Heilige Geist ist – wie sein Name schon sagt – ganz Geist.
Er ist das Geistige in Gott, nicht fassbar, nicht greifbar, die unsichtbare Kraft Gottes, die alles – Himmel und Erde und das ganze All erfüllt – und alles am Leben hält.
Und er gehört zu den Mysterien des Evangelium, zu den größten Geheimnissen: An ihm erkennen wir, dass Gott um vieles größer ist, als unsere Ahnungen, Bilder und Vorstellungen, dass wir ihn nicht fassen können, obwohl er allgegenwärtig – und somit vielleicht das Lebensnotwendigste ist. So wie die Luft zum Atmen, die wir auch nicht sehen und greifen können, ohne die wir aber tot wären.
Jesus sagte: „Der Geist weht, wo er will. Du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht“ (Joh 3,8). Das bedeutet: Wir können den Geist nicht fassen. Aber: wir können sein Brausen hören; erleben und fühlen, wie er wirkt.
Den Heiligen Geist erkennt man an seinem Wirken und an seinen Wirkungen. Man erkennt ihn – wie Paulus sagt – an den Früchten, die er schenkt.
Exemplarisch zeigt sich das am bald kommenden Pfingsten, wo der Heilige Geist sich durch drei machtvolle Zeichen zu erkennen gibt.
Es heißt in der Apostelgeschichte: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle Jünger am selben Ort. Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen, als wenn ein heftiger Sturm daher fährt und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.“ (Apg 2,2).
Der Heilige Geist kommt also als heftiger Sturm. – Aber was bedeutet das?
Der Heilige Geist ist nicht nur die sanfte Taube – er kommt mit Gottes All-Macht. Er verändert die Welt, er fegt Altes, Morsches, Totes fort und schafft Raum für neues Leben. Er erneuert das Antlitz der Erde. (Ps 104,30).
Wie macht er das? Zum Beispiel durch geisterfüllte, von Gott begeisterte Menschen, die Geschichte schreiben und geschrieben haben, die die Welt verändern. Wie es durch die Apostel geschah. Es begann als unscheinbare Gruppierung in Jerusalem und wurde bald mit einer unerhörten Dynamik zur mächtigsten Glaubensbewegung der Welt.
Wie ein Sturm kam das Christentum über die Welt – und fegte schließlich das Römische Weltreich fort.
1. Zeichen: Der Heilige Geist kommt also als heftiger Sturm.
Dann lesen wir weiter: „Dann erschienen ihnen Zungen wie Feuer, die sich verteilten. Auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder…“ (Apg 2,3)
2. Zeichen: Der Heilige Geist kommt als Feuer.
Er ist das göttliche Licht. Der Mensch sucht nach Sinn, nach Orientierung und fragt sich – und wenn es unbewußt ist – wofür lebe ich?
Und der Geist Gottes gibt die Antwort. Er schenkt den Menschen das Licht des Glaubens. Wer glaubt, dem werden die Augen geöffnet und er kann ihn endlich wirklich sehen. Und er sieht weiter. Und wer an ihn glaubt, dem öffnet sich das Herz. Denn das Licht des Heiligen Geistes ist ein lebendiges, warmes Licht. Es schenkt Gottesfurcht, Liebe, Hoffnung, Vertrauen, Geborgenheit und Trost.
Darum nennt Jesus den Heiligen Geist den Tröster, den Beistand (Joh 14,16). In allen Nöten und Widrigkeiten ist der Glaubende doch getröstet.
Beachten wir auch, wie weiter in der Bibel geschrieben steht: „Auf jeden von Ihnen ließ sich eine Feuerzunge nieder“.
Der Heilige Geist kam nicht unpersönlich als Kollektiv auf die Jünger, als etwas anonymes; und auch heute geht er zum Einzelnen, in seiner Individualität und Einzigartigkeit und überreicht ihm als Geschenk seine ganz speziellen Gnadengaben.
„Jeder hat sein eigenes Charisma, seine eigenen Gaben von Gott, der eine so, der andere so“, sagt Apostel Paulus (1 Kor 7,7), und zählt im Brief an die Korinther einige solcher individuellen Talente, die sich in der Gemeinde finden, auf: „Dem einen schenkt der Heilige Geist Weisheit, dem anderen Glaubenskraft, einem anderen die Gabe, Krankheiten zu heilen, …zu helfen, zu leiten und vieles mehr.
Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will“ (1 Kor 12, 8-11; 28). Von der „Frucht des Geistes“, die unterschiedliche Gestalt hat, spricht Paulus im Brief an die Galater (5,22): „…Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung…“
Das 3. Zeichen offenbarte der Heilige Geist an Pfingsten: Es war das Sprachenwunder: „…Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ (Apg 2,4).
Die Jünger beherrschen plötzlich alle möglichen Sprachen und verkünden in ihnen „Gottes große Taten“ (Apg 2,11).
Gottes Geist schafft Verständigung, Gemeinschaft, Einheit über alle Grenzen hinweg. Er vereint die vielen Völker und Sprachen im selben Glauben und in die weltumspannende Gemeinde Jesu Christi. Dies ist nicht Menschenwerk, sondern Werk des Heiligen Geistes.
Liebe Brüder und Schwestern, wir sehen, wie der Heilige Geist wirkt – machtvoll in dieser Welt und in jedem von uns? Wir können erkennen, schauen, sehen, fühlen, wie er uns in seiner Gnade beschenkt mit seiner Liebe und mit seinen Gaben und uns verändert!
Wir müssen unseren dreieinigen Gott, „Gott Vater“, „Gott Sohn“ und „Gott Heiliger Geist“, in uns verinnerlichen, vergegenwärtigen und ihn einbinden – im Körper, in der Seele und in unserem Geist und dies, am besten ohne Unterlass.
Der Heilige Geist ist nicht nur Freund, wie er heute oft gesehen wird, sondern er ist heilig, wie sich schon erwähnt habe. Also ist ihm, weil er Gott ist, auch mit Erfurcht, Liebe und Demut zu begegnen.
Er möchte in unser Leben mit einbezogen werden und nicht nur in der Not, in ausweglosen oder brenzligen Situationen angesprochen werden, sondern auch, wenn wir arbeiten, faulenzen, tanzen, zu Bett gehen, schlafen, aufstehen, lachen, lieben, seine Erleuchtung, seine geistige Kraft, seinen Rückenwind brauchen, um schwierige Hürden zu nehmen – also immer!
Viele Christen schaffen es nicht zu begreifen, dass der Heilige Geist uns so nahe ist, wie es näher nicht geht. Er ruht in unserem Herzen und hat uns mit seinem Einzug versiegelt und dafür gesorgt, dass Satan uns nichts mehr anhaben kann. Jesu Tod und sein Blut hat den Feind besiegt, nun wirkt der Heilige Geist mit Macht in uns, bis in alle Ewigkeit.
Die Jünger warteten damals auf die Kraft von oben, das sollten wir auch heute, in aller Demut und Stille. Neun Tage lang waren die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu zusammen und beteten um den verheißenen Beistand und er kam auf sie nieder.
Der Heilige Geist drängt sich nicht auf. – Er klopft an – immer wieder. Aber er bricht nicht ein, fällt mit der Tür nicht ins Haus – er wartet, bis wir ihm von Herzen gerne aufmachen.
Hoffen und beten wir, dass Menschen, denen wir begegnen, sich dem Heiligen Geist nicht verschliessen. Helfen wir ihnen dabei, sich zu öffnen, so weit und so gut wir können!
Die Welt ist sehr schwer krank, sie liegt auf dem Totenlager!
Nur Gottes Geist kann die Menschheit heilen und das Antlitz der Erde erneuern.
Gebet: „Lieber Herr Jesus Christus, schenke uns Demut, Liebe, Weissheit, Mut und Geduld und lass den Heiligen Geist in Deiner Gnade auf uns nieder kommen; im Sturm und wie mit Feuerzungen und in Sprachen, damit wir Deine Wahrheit hören und fest daran glauben können. Erst dann treffen wir die richtigen Entscheidungen für den Nächsten und unser Leben und können Dein Wort wahrhaftig verkünden. Und dann kannst Du, HHeiliger Geist, in Deiner Weisheit und Gnade, die Früchte in uns ernten, die mit dazu beitragen, dass die Braut Christi, die Gemeinde, zur vollen Blüte erwächst.“
Amen.