Berlin/Kiel (tk). Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan muss nach Ansicht von Bischof Gerhard Ulrich von der ganzen deutschen Gesellschaft unvoreingenommen diskutiert werden. „Wir müssen, über alle Betroffenheit hinaus und durch alles Entsetzen hindurch, immer wieder neu fragen, was dem Frieden dient“, sagte der Vorsitzende der Nordelbischen Kirchenleitung bei einer Predigt am Sonntag (18. April) im Berliner Dom. Wegschauen helfe nicht weiter. „Nur wer den Schmerz des Kreuzes, des Todes, des Leidens mitträgt, nur wer entsetzlich findet den Schmerz der Familien, die die Ihren in Kriegseinsätzen verlieren, wer sich nicht abtötet gegen das Entsetzen des Todes – nur der wird finden die Spur der Überwindung.“
Wenn Soldaten nach Afghanistan geschickt würden, seien Politik und Gesellschaft verpflichtet, ihnen klare Ziele zu setzen. „Definiert den Auftrag und redet nicht drum herum: Wir sind hier im Krieg, und der geht uns alle an“, gab Bischof Ulrich die Stimmung aus seinen Gesprächen mit Soldaten wieder. Alleine mit Waffen sei dauerhafter Frieden jedoch nicht zu erreichen, so der Bischof. „Lasst uns nicht nachlassen, den Frieden vorzubereiten mit den Kindern in Schulen und Kindertagesstätten hier und überall in der Welt.“
Für eine differenzierte Betrachtung des Einsatzes warb Bischof Ulrich am Vorabend auch in der Sendung „So gesehen“ des Fernsehsenders SAT 1, die im Internet auf YouTube abrufbar ist: „Etwa 5 000 deutsche Soldaten kämpfen für den Frieden und gehen dafür nach Afghanistan. Immer lauter werden die Stimmen, die gegen den Einsatz der Bundeswehr dort protestieren. Die Bibel spricht in dieser Frage eine klare Sprache: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Aber was, wenn Kampf notwendig ist für den Frieden? Wenn bei einem Abzug der Truppen das Land im Chaos versinken könnte?“ Klar sprach sich Ulrich für ein Ende der Waffenexporte in Krisengebiete aus. Diese seien mit der christlichen Botschaft nicht vereinbar und bedrohten am Ende auch deutsche Soldaten.