Chinas langer Arm greift nach deutschen Betrieben – Engagement sichert Arbeitsplätze – Know-how-Abfluss befürchtet
Chinesische Flagge: Bald auch vermehrt auf deutschen Firmendächern (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Düsseldorf (pte/24.09.2010/11:15) – China als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt interessiert sich vermehrt für Technologie „Made in Germany“. So verleiben sich chinesische Unternehmen immer häufiger deutsche Industriebetriebe ein. Wie das Handelsblatt heute, Freitag, schreibt, rangieren die Geldgeber bei den Auslandsinvestoren in Deutschland bereits auf dem vierten Platz. Bestes Beispiel ist Huawei. 200 Mio. Euro ist den Asiaten der Ausbau ihrer Düsseldorfer Europazentrale wert.Investitionen als Lob
„In erster Linie sollten sich die Deutschen über das Engagement der Chinesen freuen und dies als Lob und Anerkennung auffassen“, sagt Martin Hüfner, Berater der Direkt Anlage Service AG http://www.direktanlage.at, im pressetext-Gespräch. „Deutsche Unternehmer sind bereits in der Volksrepublik. Nun sichert China nicht nur Arbeitsplätze, sondern vor allem langfristig den Wohlstand hierzulande.“ Trotz aller Euphorie mehren sich auch kritische Äußerungen.Analysten verweisen in Bezug auf finanzkräftige chinesische Investoren immer wieder auf die Gefahr eines Know-how-Transfers nach Asien. Hüfner zufolge muss die Politik zudem darauf achten, dass es zu keinen strategischen Abhängigkeiten in bestimmten Branchen kommt. Dass das Interesse Chinas groß ist, zeigt sich in jüngsten Investitionen. Allein der Weltmarktführer für Betonmischer, Sany Industries, hat in Bedburg für 100 Mio. Euro ein neues Werk gebaut.
Ruhe vor dem Sturm
Aber auch im Bereich Logistik konsolidiert sich der Markt. Der Pekinger Frachtdienstleister Link Global hat den Flughafen Schwerin-Parchim erworben und lässt darauf rund um die Uhr Maschinen aus China landen. Ökonomen sprechen davon, dass Huawei, Sany, Link Global und Co nur die Vorboten einer Welle chinesischer Investitionen sind. Aktuelle Zahlen belegen dies. Mit einem Anteil von acht Prozent zog China 2009 an Großbritannien und Japan vorbei.
„Die Chinesen sind derzeit fast nur im Industries-Bereich tätig, während Indien stark bei den Dienstleistungen punktet. Langfristig wird sich die Wirtschaft multipolar entwickeln“, erklärt Hüfner auf Nachfrage von pressetext. Innerhalb Deutschlands hat sich zwischen Hamburg und Düsseldorf bereits ein heißer Kampf darum etabliert, welche Stadt Chinas Brückenkopf Nummer eins wird. Die Hansestadt hatte wegen des Meerzugangs lange Zeit die Nase vorn.
Dass sich der Investitionsdrang fortsetzt, zeigt sich darin, dass Chinas Unternehmen 2009 fast 56 Mrd. Euro im Ausland investiert haben. In drei Jahren erwartet die Regierung etwa 100 Mrd. Euro. In der IBM-PLI-Rangliste ist China 2009 von Platz zwölf auf Platz acht vorgerückt. Des Chinesischen Rats für die Förderung des Handels zufolge wollen in den nächsten zwei bis fünf Jahren 61 Prozent der chinesischen Firmenchefs ins Ausland gehen.