IHK: Brückendefizit entwickelt sich zum Infrastrukturdefizit
IHKs fordern im Zuge der Brückensperrung in Lauenburg/Elbe ein Gesamtkonzept für die Region · „Die Wirtschaft lebt von einer zuverlässigen Anbindung und einer guten Erreichbarkeit. Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur verkürzt Fahrtzeiten und unterstützt die Gewinnung von Fachkräften in der Region. Im Süden Schleswig-Holsteins und in Nord-Ost-Niedersachsen kommen wir von einem Brückendefizit jedoch immer mehr zu einem realen Infrastrukturdefizit.“ Darauf weisen Lars Schöning und Michael Zeinert, die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck und der IHK Lüneburg-Wolfsburg angesichts der ab dem 3. Juli 2023 greifenden Brückensperrung in Lauenburg/Elbe hin.Die von der DB AG angekündigte dreimonatige Sperrung der Elbbrücke in Lauenburg zeigt den IHKs zufolge deutlich, dass es im Süden Schleswig-Holsteins und im angrenzenden Nord-Ost-Niedersachsen zeitnah ein großräumiges, abgestimmtes Konzept zur Ertüchtigung der Straßen- und Brückeninfrastruktur inklusive der geplanten Ortsumgehungen braucht.
Wie schon bei der letztjährigen Sperrung der Elbquerung in Geesthacht habe die Wirtschaft große Schwierigkeiten, sich logistisch kurzfristig auf das Wegfallen der Brücke einzustellen. Das Umfahrungskonzept berge den großen Nachteil, dass wesentliche Lkw-Verkehre in das nachgeordnete Straßennetz verdrängt würden. Eine Entwicklung, die auch von den Bürgern und Anwohnern seit langer Zeit beanstandet werde. Hinzu komme, dass Arbeitsstellen für Mitarbeitende schwerer erreichbar seien, so Lars Schöning: „Die Notwendigkeit, Alternativen als Umfahrungsmöglichkeiten zu haben, tritt bei zunehmender Baufälligkeit der Brücken immer deutlicher in den Vordergrund. Damit wird offensichtlich, dass die Elbquerung in Lauenburg/Elbe schneller als geplant realisiert werden muss. Als IHK zu Lübeck und IHK Lüneburg-Wolfsburg appellieren wir an den Bund, die Finanzierungzusage entsprechend vorzuziehen.“
Im Interesse der regionalen Wirtschaft plädieren die IHKs dabei für ein umfassendes Konzept unter Einbindung einer leistungsfähigen Verbindung von B 5, also der Ortsumfahrung Lauenburg, und der B 209, die insbesondere die Durchgangs- und Güterverkehre auch in Zukunft schnell und zuverlässig aufnehmen kann.
Im Kontext der Brückensperrung in Lauenburg gewinnt auch der immer noch fehlende Ausbau der B 404 zur A 21 von Bargteheide bis zur A 39 bei Handorf in Niedersachsen wieder an Bedeutung. Der fehlende vierspurige Ausbau der Bundesstraße sowie die fehlende Ersatzbrückenbauwerke über die Elbe sorgen hier immer wieder für Verkehrsbehinderungen, die Ausstrahlungseffekte bis weit nach Hamburg und Niedersachsen haben. Die beiden IHKs fordern die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen daher auf, sich für eine gemeinsame großräumige Lösung der Verkehrsprobleme in der Region beim Bund einzusetzen, um zukünftig absehbare volkswirtschaftliche Schäden durch marode Brücken zu vermeiden. Die Restnutzungsdauer der Brücke in Geesthacht ist überschaubar. Die Planungen für den weiteren Ausbau der B 404 zur A 21 sind deshalb aus Sicht der IHKs zeitnah aufzunehmen.
Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg macht deutlich: „Für eine zukunftsfähige und florierende Wirtschaft auf beiden Seiten der Elbe bedarf es einer zuverlässigen Verkehrsanbindung, die zukünftigen Verkehrsbedarfen gerecht wird. Neben einer schnellen Ersatzlösung für die Elbbrücke bei Lauenburg bedarf es endlich einer Weiterführung der A 21 von Geesthacht über die Elbe. In diesem Kontext ist auch die Elbbrücke bei Neu Darchau zu sehen.“