Elisabeth Mann Borgese (24.4.1918 – 8.2.2002)…
Ausstellung im Buddenbrookhaus ab Juni
„Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen“
Am 8. Februar 2002 starb Elisabeth Mann Borgese. Im Jahr ihres 10. Todestages beschäftigt sich das Lübecker Buddenbrookhaus intensiv mit der jüngsten Tochter von Katia und Thomas Mann: Im Juni wird die erste Ausstellung über Elisabeth Mann Borgese in Lübeck eröffnet. Als Kooperation mit dem Kieler Geomar, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, wird sie anschließend auch in Kiel und Berlin zu sehen sein. Zugleich erscheint im Hamburger Mare-Verlag ein Sammelband mit wissenschaftlichen Beiträgen und einer Vielzahl bislang unbekannter Fotos und Dokumente.
„Wir werden vor allem Elisabeth Mann Borgeses umweltpolitisches Engagement für das Seerecht und den Schutz der Weltmeere als Lebensleitung würdigen und dies vor dem Hintergrund ihrer Biografie darstellen“, sagt Holger Pils, der Leiter des Buddenbrookhauses, der die Ausstellung gemeinsam mit Karolina Kühn vorbereitet. „Um diesem Engagement und Lebenslauf gerecht zu werden, verfolgen wir einen übergreifenden Ansatze zwischen biografischer Forschung, Literaturwissenschaft, Meeresforschung und Rechtswissenschaft“, ergänzt Kühn, die umfangreiche Nachlassrecherchen nicht nur in Deutschland und der Schweiz, sondern auch im kanadischen Halifax durchgeführt hat, wo Elisabeth Mann Borgese seit Ende der Siebzigerjahre lebte. Das Forschungsprojekt des Buddenbrookhauses steht unter der Schirmherrschaft von Klaus Töpfer, der die Ausstellung am 17. Juni eröffnen wird.
Geboren 1918, nahm „Medi“ von Beginn an eine besondere Rolle in der Familie ein. Thomas Mann gestand Elisabeth „vom ersten Tag an mehr … als die anderen vier zusammengenommen“ zu lieben. In seinem „Gesang vom Kindchen“ aber auch in seinen Erzählungen findet man die Lieblingstochter wieder.
Ihre politische Sozialisation erfuhr Elisabeth Mann im Exil: 1933 emigrierte die Familie zunächst in die Schweiz, 1938 nach Amerika. In Princeton lernte Elisabeth Mann ihren Ehemann, den antifaschistischen Schriftsteller Giuseppe Antonio Borgese, kennen. Zusammen arbeiteten sie mit dem Präsident der University of Chicago, Robert M. Hutchins, an dem aufsehenerregenden, utopischen Konzept einer neuen Weltverfassung. Nach dem Tod ihres Ehemanns arbeitete die Mutter zweier Töchter als Redakteurin von Kulturzeitschriften in Italien sowie als „Senior Fellow“ am „Center for the Study of Democratic Institutions“ in Santa Barbara.
Inspiriert durch den maltesischen UN-Botschafter Arvid Pardo, der in seiner 1967 vor der Generalversammlung der UNO gehaltenen Rede für ein neues Seerecht und die Erhaltung der Ozeane für die nachfolgenden Generationen plädierte, beschloss Elisabeth Mann Borgese, die Ideen des Chicago-Komitees mit ihrer Liebe zum Meer zu verbinden: Sie verfasste einen eigenen Entwurf für eine neue Seerechtsverfassung, initiierte die ersten „Pacem in Maribus“-Konferenzen und gründete das International Ocean Institute auf Malta, das heute über mehr als zwanzig Institute weltweit verfügt. Auch als Mitglied der österreichischen Delegation bei der UN-Seerechtskonferenz setzte sie sich für den Schutz der Weltmeere und die nachhaltige Nutzung der Ressourcen ein.
„Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen.“ Mit diesem Auftrag reiste die Kosmopolitin, die in ihrem Leben nicht nur die deutsche und die tschechoslowakische, sondern auch die US-amerikanische und die kanadische Staatsbürgerschaft hatte, von nun an durch die Länder. 1978 zog Elisabeth Mann Borgese in ihre Wahlheimat, Nova Scotia, Kanada, wo sie bis zu ihrem Tod lebte und als Professorin für Politikwissenschaft an der Dalhousie University in Halifax arbeitete.