Bibelprojekt: Erstmals erscheint jetzt die Septuaginta in deutscher Sprache!
von Wolfgang Freywald
Erstmals ist die Septuaginta in deutscher Sprache erschienen! Damit ist diese traditionsreiche Bibelübersetzung endlich einem breiten Publikum zugänglich. Ein unentbehrliches Buch für alle, die sich mit der biblischen Textgeschichte beschäftigen!Die Septuaginta ist die altgriechische Übersetzung des hebräischen Alten Testaments. Sie war die heilige Schrift des antiken Judentums und der ersten Christen. Heute ist sie von unschätzbarem Wert für Theologie, Philologie und Religionsgeschichte. Bislang blieb die Lektüre der Septuaginta wenigen Spezialisten vorbehalten. Es fehlte eine deutschsprachige Ausgabe.
Dieser Band enthält die erste vollständige deutsche Septuaginta-Übersetzung. Jedem biblischen Buch ist eine Einleitung vorangestellt. Darüber hinaus finden sich durchgehend knappe Anmerkungen zur Textüberlieferung. Die lesefreundliche Schrift ist zweispaltig gesetzt. Poetische Texte wie die Psalmen oder das Hohelied sind einspaltig wiedergegeben. Ein Ergänzungsband mit ausführlichen Erläuterungen ist in Vorbreitung!
Geeignet für
* Theologinnen und Theologen
* Historikerinnen und Historiker
* Philologinnen und Philologen
* Orthodoxe Christinnen und Christen in Deutschland
* Menschen mit besonderem Interesse für die Textgeschichte
Die Pluspunkte
* Erste Septuaginta-Ausgabe in deutscher Sprache
* Die Bibel der ersten Christen
* Philologisch fundierte Übersetzung
* Einleitungen zu den einzelnen biblischen Büchern
* Anmerkungen zur Textüberlieferung
Bibliografische Angaben:
Septuaginta Deutsch
Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung
Herausgegeben von Martin Karrer und Wolfgang Kraus in Zusammenarbeit mit zahlreichen anderen Fachgelehrten. 15,8 x 23,8 cm, 1516 Seiten, Leseband, Fadenheftung Festeinband. ISBN 978-3-438-05122-6
Preis: 59,00 Euro
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Septuaginta wurde ins Deutsche übersetzt
Einführung: ein Blick auf die Übersetzungsgeschichte
Um die Zeitenwende lasen Juden und Christen das Alte Testament als hebräische und als griechische Bibel (Septuaginta), wobei die griechische Fassung in vielen Einzelheiten von der hebräischen abweicht. Bald darauf trat die Septuaginta im Judentum zurück. Das mittel- und westeuropäische Christentum, das in die lateinische Sprache wechselte, verlor sie etwas später gleichfalls aus den Augen. Es korrigierte seine ersten lateinischen Übersetzungen (die oft durch die Septuaginta geprägt waren) im Gefolge von Hieronymus an der hebräischen Bibel. Nur das griechische Christentum behielt die Septuaginta unverändert bei.
Als Martin Luther das Alte Testament übersetzte, war er, im westlichen Christentum verankert, von der Neuentdeckung der hebräischen Bibel durch die Humanisten des frühen 16.Jh. überaus beeindruckt. Er entschied sich, letztere zur Grundlage seiner Übersetzung nehmen. Das war nicht zuletzt eine immense christlich-jüdische Leistung, teilen doch seither evangelische Christen und Juden den gleichen Bestand des Alten Testaments.
Merkwürdig war freilich eine Folge: Die griechische Bibel verlor sich im christlichen Bewusstsein des Westens noch stärker als zuvor im Mittelalter. Züricher Ansätze, die Septuaginta doch in die Übersetzung einzubeziehen, schlugen nicht durch. Auch die späteren katholischen Übersetzungen gaben dem Hebräischen grundsätzlich Vorrang. Eine selbständige Übersetzung der Septuaginta ins Deutsche erfolgte bis heute nicht.
Zur Notwendigkeit einer deutschen Übersetzung
Die Dringlichkeit einer Übersetzung der Septuaginta muss kaum mehr begründet werden. Die normalen Bibelleser kennen von ihr heute nur noch die Teile, die mangels einer bekannten hebräischen Vorlage erhalten blieben. Das sind die unmittelbar auf die Septuaginta zurückgehenden Teile der Vulgata, in der Lutherbibel die sog. Apokryphen, im katholischen Bereich die sog. deuterokanonischen Bücher (in der Einheitsübersetzung enthalten, freilich manchmal geglättet). Eine Übersetzung der ganzen Septuaginta und Kenntnisnahme der deuterokanonischen Bücher in diesem ursprünglichen Kontext fehlt ihnen.
Sie fehlt aber ebenso in Studium und Forschung, obwohl die überragende Bedeutung der Septuaginta für das Verständnis des antiken Judentums, des Neuen Testaments, der allgemeinen antiken Religionsgeschichte und der Alten Kirche dort zunehmend bewusst und die kritischen Grundlagen allmählich gesichert werden. Eine Forschungsstelle der Göttinger Akademie der Wissenschaften erarbeitet so eine griechische Septuaginta-Ausgabe. Ein Projekt an der Universität Halle-Wittenberg widmet sich der Edition und Erstellung einer Konkordanz der koptisch-sahidischen Version der Septuaginta. Das hier vorzustellende Projekt nützt diese Grundlagen, soweit möglich.
Zur Zielsetzung des deutschen Projektes
Die deutsche Übersetzung nimmt sich nach dem Gesagten eine sowohl wissenschaftlich als auch kirchlich wichtige Aufgabe vor, um der Septuaginta zu der Bedeutung verhelfen, die ihr gebührt. Sie will
a. die kaum mehr begreifliche Lücke in der Bibelübersetzung füllen. Entsprechend wird sie durch Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart gefördert.
b. das Interesse der Öffentlichkeit in Kirche und Gesellschaft für die Breite des jüdischen Denkens um die Zeitenwende öffnen. Die Septuaginta wirft auf manche vertraute alttestamentliche Stelle neues Licht, was zu entdecken für jede Bibelleserin / jeden Bibelleser interessant ist (ohne dass es die primäre Orientierung am Hebräischen ersetzen sollte).
c. auf diese Weise einen dringend anstehenden Schritt im christlich-jüdischen Gespräch anregen: Nicht nur die hebräische, auch die griechische Bibel ist gemeinsame Basis für Christentum und Juden-tum.
d. eine wichtige Brücke für die christliche Ökumene schlagen. Unsere orthodoxen Mitchristen haben die griechische Bibel als Basis, verstehen aber selbst, wo sie neugriechisch sprechen, das Altgriechische nur noch eingeschränkt. Sie könnten in Deutschland die Übersetzung als Hilfe benützen, weshalb die Übersetzung die christlichen Fortschreibungen berücksichtigt.
e. im Studium helfen. Die meisten Studiengänge für das Lehramt in Religion verzichten auf Griechischkenntnisse, und die Griechischkurse in der Pfarrerausbildung können das schwierige Griechisch der Septuaginta in der Regel nicht mehr vermitteln. Die Studierenden sind, um die griechische Bibel zu benützen, weithin auf eine Übersetzung angewiesen.
f. einen Forschungsimpuls in der Theologie und über die Theologie hinaus auslösen. Die griechische Bibel ist auch jenseits der Theologie interessant, namentlich für die antike Geschichte, Philosophie, Religions- und Sprachwissenschaft, bedarf aber zur dortigen Kenntnisnahme eines Anstoßes.
Zur Anlage und dem Umfeld des deutschen Übersetzungsprojektes
International ist die Übersetzungssituation ein wenig besser als im deutschsprachigen Raum. Bereits im 19. Jh. entstand eine englische Übersetzung von L.C.L. Brenton (1851, seit 1986 in mehreren Auflagen nachgedruckt). Danach ruhte das übersetzerische Engagement freilich bis ins späte 20. Jh. Eine erste Forschergruppe trat dem in Frankreich entgegen; ihr Übersetzungsprojekt brachte seit Erscheinen der Genesis 1986 inzwischen mehrere Einzelbände hervor („La Bible d’Alexandrie“, hg. von M. Harl u.a.). In anderen Sprachenkreisen (Italien, Spanien, Israel, international englischsprachig usw.) entstanden darauf in jüngster Zeit weitere Übersetzungsunternehmen.
Unser deutsches Projekt reiht sich unter sie ein. Geplant ist eine zweibändige Ausgabe. Der erste Band wird die Übersetzung enthalten, die mit einer philologisch zuverlässigen, aber zugleich lesbaren Wie-dergabe des griechischen Textes allgemein benützbar sein wird. Ihre griechische Textbasis bildet die erwähnte Göttinger Septuaginta-Edition, soweit diese vorliegt, ansonsten die an deren Beginn entstandene, weit verbreitete Ausgabe von Alfred Rahlfs. Der Umfang der zu übersetzenden Schriften orientiert sich entsprechend an Rahlfs. Unterschiede zur hebräischen Bibel (Biblia Hebraica, masoretischer Text) werden durch besondere Drucktypen kenntlich gemacht. Außerdem wird ein knapper Apparat Hinwiese auf wichtige griechische Varianten und Angaben zu Übersetzungsalternativen notieren.
Der zweite Band ist als Begleitband gedacht, der wissenschaftliche Interessen berücksichtigt. Er wird nicht nur Einleitungen zu den einzelnen Schriften samt Informationen zu den Aufbaudifferenzen zwischen hebräischer und griechischer Bibel enthalten, sondern bietet den Übersetzern auch Raum zur Begründung textkritischer Entscheidungen, inhaltlicher Details und für weitere Erläuterungen, z.B. zur Rezeption der Septuaginta im Neuen Testament.
Zum Kreis der Bearbeiter
Aufgrund der Eigenart der Septuaginta ist das Projekt interdisziplär angelegt. Vertreter/innen des Alten und Neuen Testaments, der Judaistik, Alten Geschichte, Altphilologie, Patristik und Übersetzungs-wissenschaft wirken zusammen. Mehr als 70 Bearbeiter/innen fertigen – z.T. im Team – die Übersetzungen und Erläuterungen an. Die meisten kommen aus Deutschland, es sind aber auch Kolleg/innen aus Frankreich, Österreich, den Niederlanden, den USA und Australien vertreten. Die Initiatoren des Projektes, die beiden Neutestamentler Prof. Dr. Wolfgang Kraus, Koblenz, und Prof. Dr. Martin Karrer, Wuppertal, fungieren als Herausgeber. Neun Mitherausgeber sind jeweils für bestimmte Bereiche der Septuaginta (Pentateuch, Gr. Propheten, Poetische Schriften etc.) und Sachfragen zuständig, vornehmlich Alttestamentler, aber ebenso ein Althistoriker und ein Altphilologe: Univ.Doz. Dr. Dr. Eberhard Bons, Straßburg, Prof. Dr. Kai Brodersen, Mannheim, Prof. Dr. Helmut Engel SJ, Frankfurt, Prof. Dr. Heinz-Josef Fabry, Bonn, Prof. Dr. Siegfried Kreuzer, Wuppertal, Prof. Dr. Wolfgang Orth, Wuppertal, PD Dr. Martin Rösel, Rostock, Prof. Dr. Helmut Utz-schneider, Neuendettelsau, Prof. Dr. Dr. Dieter Vieweger, Wuppertal, Prof. Dr. Nikolaus Walter, Naumburg. Sowohl evangelische wie auch katholische Theologen sind vertreten. Zwei Kontaktpersonen zur Orthodoxen Kirche sind ebenfalls tätig. Als Fachberater für spezielle Fragen steht für jede Untergruppe ein Altphilologe zur Verfügung. Daneben beraten Judaisten, Althistoriker, ein Übersetzungswissenschaftler und ein Germanist die Übersetzer und den Herausgeberkreis. Eine zentrale Arbeitsstelle wurde am Institut für Evangelische Theologie in Koblenz eingerichtet. Die Publikation erfolgt durch die Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Für die Durchführung des Projektes sind (seit dem Beginn Ende 1999) sechs Jahre veranschlagt. Es soll im Jahr 2005 zum Abschluss kommen. Regelmäßige Tagungen, bei denen alle Übersetzer und Herausgeber zusammenkommen, gewährleisten die Kommunikation der Mitarbeitenden und den Zusammenhalt der Übersetzung. Ein erster Band mit gesammelten Beiträgen, die bei solchen Tagungen entstanden sind, erschien im Jahr 2001 in der Reihe BWANT im Verlag W. Kohlhammer, ein zweiter Band ist derzeit im Entstehen: Im Brennpunkt: Die Septuaginta. Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel 1 u. 2.
Prof. Dr. Wolfgang Kraus, Prof. Dr. Martin Karrer