Wir müssen den LehrerInnen-„Braindrain“ stoppen
Danke, in Richtung der Piraten, die diese Zahlen kapern wollten. Danke an das Ministerium, das freigiebig und gründlich gearbeitet hat. Auf diesen Zahlen lässt sich aufbauen! Wie man die nötigen Fachlehrkräfte finden und binden kann, das ist an vielen Schulen ist ein TOP-Thema. Unter Minister Dr. Klug wurde auf ein Online-Verfahren umgestellt, bei dem sich Schulen direkt an BewerberInnen wenden. Der Gedanke ist gut, die Richtung richtig, aber in Zeiten, in denen der Lehrerarbeitsmarkt vielfach leergefegt ist, stellt dieses Verfahren viele Schulen vor große Probleme. „Ich schreibe nicht mehr das Fach aus, für das ich am dringensten jemanden suche, sondern so, dass ich denke, dass ich überhaupt jemanden finden kann.“, lautet häufig der Tenor von Schulleitungen weiterführender Schulen.
Aus dem Bericht kann man mehrere Schlussfolgerungen ziehen: Nach den Versäumnissen der letzten zehn Jahre in diesem Bereich brauchen wir einen Richtungswechsel. Dass diese Zahlen nicht schon lange bekannt waren, dass diese wichtigen Daten unbekannt waren, spricht Bände! Obwohl quantitativ im Groben alles im Lot ist, sind dennoch viele Fragen offen: Stimmen die Fächer? Gehen die JunglehrerInnen auch in den ländlichen Raum? Darüber bräuchten wir mehr Informationen.
Insgesamt sind die Daten aber hilfreich: Bei 54 JunglehrerInnen sollte die Ministerin gleich nach erfolgreicher Prüfung vor der Tür stehen und sich den AbsolventInnen mit einem unbefristeten Vertrag in den Weg werfen: Das sind angehende Lehrkräfte mit einer Kombination aus Mathe, Physik und Chemie. Diese Zahlen sind aber nur für Gymnasien bekannt. Wir brauchen solche Daten aber auch für andere Schulen, und wir müssen in Mangelfächern andere Wege bei der Einstellung öffnen: weg von dem rein dezentralen Online-Verfahren.
Die gute Nachricht: Zahlenmäßig bilden wir genügend Lehrkräfte aus, wir dürfen sie nur nicht ziehen lassen, sondern müssen sie in unseren Schulen halten.
Die schlechte Nachricht ist: Von diesem Ziel sind wir zurzeit noch weit entfernt: Im Zeitraum von 2008 bis 2013 haben nur rund zehn Prozent unserer jungen LehrerInnen gleich nach der Ausbildung einen unbefristeten Vertrag bekommen, 50 Prozent erhielten befristete Verträge. Das führt zum Braindrain junger Lehrkräfte in andere Bundesländer. Das Weggehen von jungen Lehrkräften, die wir hier in Schleswig-Holstein gut ausgebildet haben, ist für uns fatal!
Besonders krass sind die Zahlen bei den Förderzentren: Die 400 AbsolventInnen, die in Schleswig-Holstein Sonderpädagogik studiert haben, hatten in den Jahren 2008 bis 2012 eine Chance von 1:99 unbefristet übernommen zu werden. Dabei wurden keine Stellen gekürzt, rund 250 KollegInnen wurden pensioniert – aber eben nur vier SonderpädagogInnen wurden dauerhaft übernommen. Das passt nicht zusammen. Irgendwo muss da ein Schwarzes Loch sein!
Für uns steht fest: Wir brauchen mehr Zahlen! Wir müssen jungen Lehrerinnen und Lehrern den roten Teppich ausrollen, statt sie befristet einzustellen. Wir wissen, dass das Ministerium daran arbeitet. Das ist ein hartes Brett, aber es lohnt sich!
Wir müssen das Online-Einstellungsverfahren für Lehrkräfte so verändern, dass Schulleitungen nicht zu viel Zeit für die Personalsuche aufwenden müssen. Es muss eine Öffnung geben, um gegebenenfalls bei bestimmtem Absolventinnen und Absolventen auch als Land schneller reagieren zu können.