Kultur & Wissenschaft

Lesung von fünf Autorinnen der GEDOK

Es war eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche vorweihnachtliche Lesung in der gut gefüllten Lübecker GEDOKgalerie auf Zeit. Am 5.Dezember 2014 lasen fünf Autorinnen nach einführenden Worten von Annette von Gerlach-Zapf, der 1.Vorsitzenden der GEDOK Schleswig-Holstein, unter dem Motto „Vom bunten Tellere“ eigene Lyrik und Prosa.

Marion Hinz, Stockelsdorf, las zunächst lustige, ulkige und drollige Adventsgeschichten zu originellen Bildvorlagen mit anheimelnder vorweihnachtlicher Atmosphäre. Sie schilderte anschaulich, lebendig und phantasievoll weihnachtliche Kuriositäten. Ihre beiden Gedichte über den eindrucksvollen Taufengel in der Lübecker St.Lorenzkirche, die auch im „Wagen“ veröffentlicht sind, sind philosophisch inspiriert, bilderreich, symbolistisch und gestalten psychologisch reizvoll interessante Metamorphosen.

Regine Mönkemeier, Lübeck, die Mitglied im „Lübecker Autorenkreis“ ist,  präsentierte zunächst akrobatische, artifizielle und intellektuelle Lyrik mit kunstvollen Wortspielen. Sie las dann ornamental-dekorative Prosa mit sensualistischen und phantasmagorischen Elementen zur Erinnerung. Weitere Lyrik war ausgefeilt und erlesen und enthielt kühne Metaphorik und lyrische Impressionen. Die Autorin kommt aber auch gesellschafts-, zeit- und sozialkritisch daher. Wünsche, Sehnsüchte und Träume werden gehaltvoll zum Ausdruck gebracht.
Romy Salvagno, Pohnsdorf bei Stockelsdorf, die ebenfalls Mitglied im „Lübecker Autorenkreis“ ist,  formte in ihren Gedichten virtuos und brillant Wahrnehmungen zu einem pointilistischen  Mosaik. Ihre Lyrik enthält surrealistische Wendungen, phantasievolle Wortbilder und märchenhafte Elemente. Sie reflektiert außerdem subtil das philosophische Phänomen der Zeit. In den farbenreichen Zeilen wird deutlich, dass die Autorin auch Malerin ist. Romy Salvagno offeriert mit vielen stimmungsreichen Facetten und Nuancen eine feinsinnige Geschichte der Empfindlichkeit. Sie analysiert auch existenzialistisch orientiert das Problem der Angst.
Inga Vietzen, Lübeck, die erst seit zwei Wochen Mitglied der GEDOK ist, bot zunächst farbenfrohe und stimmungsvolle Kinderlyrik. Es folgte dann ein interessanter Prosatext, der etwas ins Fantastische ging. In ihrer weiteren Lyrik entwickelte sie eine virtuelle Realität mit assoziationsreichen Montagen und Collagen. Die Gedichte, die historisch aufschlussreich waren, waren dramatisch und szenisch nachempfunden und muteten partiell klassisch an. Es folgten dann noch experimentelle Gedichte und zwei Poeme zur Weihnachtstimmung mit ideenreichen Wortspielen.
Die Wortwerkerin HannaH Rau, Lübeck, las zunächst sentenzenhafte, aphoristisch zugespitzte, skurrile, groteske und bizarre Prosa. Sie überschlug sich dabei mit einem Feuerwerk von Ideen. Zum Schluss präsentierte die Künstlerin, die Mitglied im „Lübecker Autorenkreis“ ist, ein Gedicht, das Hans-Dieter Hüsch nachempfunden war. Es war zeit-, sozial- und gesellschaftskritisch, scharfzüngig, bitterböse, zynisch und sarkastisch, wobei die Autorin u.a. gegen greinende Börsianer wetterte.
Alle Autorinnen wurden schließlich bei dieser Veranstaltung im Rahmen des „GEDOK Schleswig-Holsteinischen Kunstsalons“, der noch bis zum 21.12.2014 dauert, von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit sehr viel Beifall bedacht.
Lutz Gallinat