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Glaubhaft

300 Gottesdienste aus Kamerun in Nordelbien – Weltgebetstag – die weltweit größte Frauenbewegung

Am ersten Freitag im März ist es wieder so weit: Frauen auf der ganzen Welt feiern in über 170 Ländern den Weltgebetstag. In Hamburg und Schleswig-Holstein finden am Freitag, 5. März 2010, unter dem Motto „Alles, was Atem hat, lobe Gott“ 300 Gottesdienste statt, mit rund 24.000 BesucherInnen. Im Anschluss an die Weltgebetstags-Gottesdienste gibt es Empfänge mit landestypischen Spezialitäten. Dieses Jahr wurde der Gottesdienst zum Weltgebetstag von Frauen aus Kamerun vorbereitet, im dortigen Weltgebetstagskomitee arbeiten Frauen aus 11 Kirchen zusammen. Im Gottesdienst informieren sie über Kamerun und verbinden dies mit Bibeltexten, Gebeten und Liedern. „Der Weltgebetstag ist ein Fenster zur Welt. Jedes Jahr erfahren Menschen rund um den Erdkreis etwas über ein Land, über die Situation der Frauen, über die politischen Verhältnisse und unter welchen Herausforderungen die Menschen dort leben. In diesem Jahr ist es Kamerun, das Land mit der höchsten AkademikerInnenquote in Afrika, das Land, in dem zumeist Frauen die Familien ernähren. Loben in allen Lebenslagen, auch in schwierigen Zeiten, ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens in Kamerun, was in der gesamten Gottesdienstordnung sichtbar wird und mich sehr berührt“, so Julia Lersch, Referentin für FrauenÖkumene und Weltgebetstag im Nordelbischen Frauenwerk.

Ausgewählte, besonders geeignete Weltgebetstags-Gottesdienste für das Fernsehen:

  • Lübeck, St. Petri, Schüsselbuden:

FR, 5. März, 12 Uhr

Weltgebetstags-Gottesdienst in der Mitte des Tages, mit Ruth Bahar (Kamerun/Lübeck) und Pröpstin Petra Kallies. In diesem Gottesdienst wird außerdem Bischöfin Maria Jepsen Brigitte Hasselmann mit der Bugenhagen-Medaille (der höchsten Auszeichnung der Nordelbischen Kirche) auszeichnen.

Ansprechpartnerin: Maren Wienberg, Fon 0451 – 613 09 04

  • Hamburg, Hauptkirche St. Petri, Mönckebergstraße:

FR, 5. März, 19.30 Uhr

Ökumenischer Gottesdienst, u.a. mit Denise Ntoukam vom Verein kamerunischer Frauen Hamburg

Veranstalterin: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg (ACK)

Ansprechpartnerin: Uta Gerstner, Fon 040 – 61 00 48 und 519 000 871 (Büro)

Wegen seiner Vielfalt an Landschaften, Klimaräumen, Kulturen, seiner reichen Flora und Fauna wird Kamerun „Afrika im Kleinen“ genannt. Knapp 18,5 Mio. Menschen aus über 250 verschiedenen Sprach- und Volksgruppen leben in dem zentralafrikanischen Land, das ein Drittel größer ist als Deutschland. In Kamerun besteht Schulpflicht, trotzdem beträgt die Analphabetenrate über 25 %. Auf dem Land, vor allem im Norden, haben die Menschen kaum Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Kirchen setzen daher auf Basisgesundheitsdienste. Viele Menschen haben pro Tag weniger als zwei US Dollar zur Verfügung (etwa 1,40 €). Unsicherheit, fehlende wirtschaftliche Aussichten, Armut, Leid, Gewalt, Korruption, Machtmissbrauch bestimmen den Alltag in diesem Land. 45 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre.

Kamerunische Frauen, die eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, sind zu 80 % berufstätig. Ihre Kinder werden, während sie arbeiten, von Verwandten oder den älteren Geschwistern betreut, selten von den Vätern. Viele Kamerunerinnen verkaufen selbst hergestellte Produkte auf den örtlichen Märkten. Diese Kleinhändlerinnen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, haben jedoch kaum politischen Einfluss und stoßen an ihre Grenzen, wenn sie einen Kredit zur Existenzgründung beantragen. Frauen übernehmen in Kamerun 80-90 % der Lebensmittelversorgung für die Familie, trotzdem sind sie nach wie vor nicht erbberechtigt, was Witwen in größte Schwierigkeiten bringt. Nur zehn % der 180 Parlamentsabgeordneten sind weiblich, doch Frauen engagieren sich verstärkt in der Kommunalpolitik. Frauen mit akademischer Ausbildung haben es schwer, in Kamerun einen Arbeitsplatz zu finden, der ihrer Qualifikation entspricht. Aber nicht nur die fehlenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt, auch die mangelhafte Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Leben bewegt junge Akademiker beiderlei Geschlechts zur Auswanderung nach Europa, Asien oder Nordamerika.

Das kirchliche Leben ist sehr lebendig. 50 % der Bevölkerung sind Christen, zu gleichen Teilen katholisch und evangelisch, 30 % sind Muslime, 20 % Angehörige der traditionellen Religionen. Das Verhältnis der Konfessionen und Religionen zueinander ist von Toleranz und gegenseitigem Respekt geprägt. Vorstellungen und Bräuche, die in den afrikanischen Religionen wurzeln, bestimmen weiterhin stark den Glauben und das Leben der Menschen. „In Kamerun loben wir Gott auch in schwierigen Zeiten“ heißt es in der Gottesdienstordnung. Den Frauen, die sich für den Weltgebetstag in Kamerun engagieren, liegt viel daran, dass sich die Situation junger Menschen, vor allem junger Frauen, verbessert. In ihrer Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag weisen die Frauen aus Kamerun auch auf den Handel mit Frauen und Mädchen hin. Auf Frauenhandel stehen zwar hohe Freiheitsstrafen; dennoch berichten kamerunische Frauenorganisationen, dass immer wieder junge Mädchen mit Jobversprechen von ihren Familien weggelockt und zur Prostitution oder zur Sklavenarbeit in Haushalten und auf Plantagen gezwungen werden. Seit 1927 gibt es den Weltgebetstag in Kamerun.

Die Weltgebetstagsbewegung entstand 1887 in den Vereinigten Staaten. ‚Informiertes Beten – betendes Handeln’ ist das weltweite Motto. In Deutschland fanden die ersten Weltgebetstagsgottesdienste nach dem 2. Weltkrieg statt. Allein in Deutschland beteiligen sich jedes Jahr rund eine Mio. Frauen, Männer und Kinder an den Gottesdiensten. Der Weltgebetstag (WGT) ist eine internationale Bewegung und steht für weltweite Solidarität. Ein Aspekt des betenden Handelns ist die finanzielle Förderung von Frauenprojekten. 2009 hat das Deutsche Weltgebetstagskomitee Mittel für 128 Projekte in 48 Ländern bewilligt und hierfür fast 2,8 Mio. € zur Verfügung gestellt.

Die WGT-Kollekte 2010 geht u.a. an Frauenprojekte in Haiti und auch in das diesjährige WGT-Land Kamerun. Die Projektförderung des deutschen WGT-Komitees hat den Titel „Alles, was Atem hat, lobe Gott“ gesellschafts- und entwicklungspolitisch gedeutet – so werden in Kamerun vor allem Projekte gefördert, die Frauen ermutigen, ihre Stimme zu erheben, sich Gehör zu verschaffen und ihre Rechte einzufordern.

Weitere Informationen zum Weltgebetstag gibt Julia Lersch, Referentin für FrauenÖkumene und Weltgebetstag, Nordelbisches Frauenwerk, Fon 0431 – 55 779 101.

Das Nordelbische Frauenwerk vertritt kirchlich engagierte Frauen aus den 640 Kirchengemeinden und den 27 Kirchenkreisfrauenwerken Nordelbiens (Hamburg und Schleswig-Holstein), bietet frauenspezifische Erwachsenenbildung, FrauenGesundheit und Reha, FrauenProjekte und die ‘FrauenReisen Hin und weg’ an und ist Trägerin des Ev. Kurzentrums und Sanatoriums GODE TIED in Büsum/Nordsee.