Menschlich gesehen

5.000 Deckslandungen in 28 Jahren

Ein braun gebrannter Mann blickt in die Kamera.5.000 Deckslandungen in 28 Jahren ·Wilhelmshaven, 29.05.2018. Einen Helikopter zu landen, verlangt einiges an Konzentration. Einen Hubschrauber auf einem fahrenden Kriegsschiff zu landen, ist jedoch die hohe Kunst. Wir haben jemanden getroffen, der sich damit bestens auskennt.
Oberstabsbootsmann Stefan Klümper (Quelle: 2018 Bundeswehr )

Die See ist rau, es herrscht schlechte Sicht und der Wind tut sein restliches. Keine guten Voraussetzungen, um einen Helikopter sicher auf dem Flugdeck einer Fregatte landen zu können. Für Oberstabsbootsmann Stefan Klümper ist das jedoch kein Problem. 5.000 Mal hat er bereits Helikopter sicher auf dem Flugdeck eines Kriegsschiffes „eingeparkt“. Damit ist er mit Abstand der erfahrenste Flugdecksmeister, den die Marine zu bieten hat. Er ist das Bindeglied zwischen Schiff und Helikopter. Er gibt den Piloten die wichtigsten Handzeichen, damit diese den Hubschrauber sicher landen können.

Ein „alter Hase“

1984 startet alles mit seinem Eintritt in die damalige „Bundesmarine“. Als Luftfahrzeuggerätemechaniker schraubte er an der inzwischen außer Dienst gestellten „Breguet Atlantic“ und später dann an dem „Sea Lynx“ Hubschrauber. Schrauben allein reichte dem Marineflieger aber nicht. Er wollte mehr und so erlangte er schließlich die Lizenz zum Flugdecksmeister 1990 und im Jahr 2000 zum Ausbilder. Seit nunmehr 18 Jahren bildet Oberstabsbootsmann Klümper angehende Flugdecksmeister im praktischen Teil an Bord der Schiffe und Boote aus. „Man ist quasi das Auge der Piloten, denn die Sicht im Cockpit ist stark eingeschränkt. Meine Aufgabe ist es, die Verbindung zwischen der Crew und den Piloten bei den Take Offs und den Landungen aufrecht zu halten“, so Klümper. Er muss es wissen. Denn ohne seine Zustimmung hebt kein Hubschrauber ab.

Ready for Take Off

Damit die Piloten und Flugdecksmeister das Landen und Starten unter schwierigen Sicht- und Witterungsbedingungen üben können, gibt es das Ausbildungsprogramm „Deckslandequalifikation“. Durch diese besondere Ausbildung erhalten die Hubschrauberpiloten die Befähigung auf dem Flugdeck einer Fregatte landen und starten zu können. Über viele Jahre hinweg hat Klümper dabei angehende Piloten und Flugdecksmeister begleitet. „In den Jahren entwickelt man einen sechsten Sinn, wann der bestmögliche Landezeitpunkt erreicht ist. Denn gerade der Wellengang macht auch einen erfahrenen Piloten zu schaffen“, so Klümper. Und auch die Nachtflüge fordern den Piloten einiges an Konzentration ab.

In solchen Situationen muss man sich als Pilot blind auf die Handzeichen und Blinklichter von uns verlassen können. Bei der Deckslandequalifikation muss das Zusammenspiel zwischen Brücke, Deckslandemeister und den Piloten funktionieren“, führt er weiter aus. Die Handzeichen, die der 53 jährige im Schlaf beherrschen muss, sind international. „Das ist wichtig, damit auch Hubschrauber anderer Nationen meine Handzeichen verstehen und sich daran orientieren können“, ergänzt er. Sein wichtiges Arbeitsmittel ist daher seine Kelle, die den Piloten die nötigen Zeichen gibt. Kreuzt er die Kellen, heißt das für den Piloten: Absolutes Landeverbot. „Das schwierigste ist dabei, dass man sich auf das Winken konzentrieren und gleichzeitig mit den Piloten im Cockpit kommunizieren muss“, erzählt Stefan Klümper.

Safety First

Es steht ein Mann am Heck eines Schiffes und führt einen Hubschrauber zur Landung an.

Der FDO voll in seinem Element (Quelle: 2018 Bundeswehr / Gunnar Wolff)Größere Abbildung anzeigen

Kommt der Wind aus der richtigen Richtung? In welche Richtung fährt das Schiff? Wie hoch ist der Wellengang? Alles Dinge, die der Wilhelmshavener bedenken muss. „Flugbetrieb auf hoher See ist ein schwieriges Unterfangen bei dem jederzeit Komplikationen auftreten können. Deswegen müssen wir immer hellwach sein und alles sicher abarbeiten“, erklärt er. Er ist sich den Gefahren bewusst und hat in seinen 34 Dienstjahren schon über 20 Notlandungen miterlebt. Von Triebwerksausfällen über Vogelschläge. „Bis jetzt war alles dabei. In solchen Situationen ist Schnelligkeit und eine hohe Konzentration gefragt, denn schon die kleinste Fehleinschätzung könnte Menschenleben gefährden. Das dürfen wir niemals vergessen“, betont er weiter. Seine Erlebnisse und Erfahrungen teilt er daher gern mit Flugschülern oder seinen angehenden Flugdecksmeistern. Seine oberste Prämisse lautet nach wie vor: „Safety First“.

5.000. Deckslandungen

Damit er seine Lizenz zum „Einweisen“ der Helikopter nicht verliert muss er jedes Jahr mindestens 30 Taglandungen und zehn Nachtlandungen an Bord durchführen. Alles wird genauestens dokumentiert. Und das ist gut so, denn: Nach 28 Dienstjahren als Flugdeckmeister hat der eingeschworene Marineflieger nun etwas geschafft, was nur die wenigsten schaffen. Während die meisten Flugdecksmeister bis zu 1.000 Deckslandungen erreichen, hat Oberstabsbootsmann Stefan Klümper das fünffache durchgeführt und kann darauf zurecht stolz sein. „Besondere Erlebnisse waren für mich zum Beispiel die Deckslandungen der Hubschrauber ‚Seahawk‘ und ‚Wessex‘ an Bord“, erklärt Stefan Klümper stolz. Aber nicht nur die besonderen Deckslandungen werden ihm im Gedächtnis bleiben. Auch das Vergnügen mitfliegen zu können, wird er nicht vergessen.

Zukunftsmusik

Heute ist der Wilhelmshavener nach seiner Verwendung als Schiffswachtmeister auf der Fregatte „Sachsen“ im Bereich der neuen Schiffsklasse F 125 eingesetzt. Nach seiner Marinezeit plant er im Themenbereich Sport Fuß zu fassen. Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm viel Glück und weiterhin „sichere Landungen“ zu wünschen.