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Armenien: Genozid an Christen wirkt bis heute nach

Armenien: Genozid an Christen wirkt bis heute nachZwei Armenierinnen erinnern sich / „Meine Oma betete immer im Flüsterton“ – (Open Doors, Kelkheim) – Armenier begehen den 24. April als Gedenktag an die Geschehnisse des Jahres 1915, als vor genau 100 Jahren mit der Ermordung von mutmaßlich 1,5 Millionen armenischen Christen begonnen wurde. Bis 1918 fielen darüber hinaus ca. 750.000 Assyrer und 500.000 Griechen den „Säuberungen“ zum Opfer.Neben der politischen Dimension, die aktuell zu Diskussionen führt, war der damalige Genozid auch ein trauriger Höhepunkt gezielter Christverfolgung. Open Doors befragte dazu zwei armenische Christen, die verdeutlichen, welche aktuelle Bedeutung das Ereignis für sie bis heute hat.

Kirchen haben die Freiheit verloren, ihre Stimme zu erheben

Kaylas Großeltern gehören zu den Überlebenden. Die junge Armenierin arbeitet heute selbst mit traumatisierten Christen und schildert ihren Blick auf die Ereignisse vor 100 Jahren. „Damals ging es eindeutig um religiöse Fragen. Sie hatten uns einen heiligen Krieg, den Jihad, erklärt, denn wir galten als Verräter des Islam. Sie vertrieben uns aus unserer Heimat, weil wir Christen waren. Meine Großeltern haben überlebt, aber alle vier haben ihre Eltern bei dem Morden verloren. Bei den Armeniern hat das zu der Überzeugung geführt, dass wir umgebracht werden, wenn wir von Jesus erzählen. Meine Oma betete zeitlebens im Flüsterton. Sie hielt es für besser, wenn niemand sie beim Beten hörte.“ Traurig fügt Kayla hinzu: „Darum verbreiten armenische Kirchen das Evangelium nicht. Sie haben bis heute die Freiheit verloren, ihre Stimme zu erheben.“

„Es geht immer noch weiter“

Mein Leben wurde tief davon geprägt, dass meine Oma bereit war zu vergeben. Bei jeder Reise in die Türkei muss ich Gedanken wie diese bewusst abschütteln: ‚Haben ihre Vorfahren meine Ur-Großeltern umgebracht? Haben sie unser Volk im Stich gelassen?‘ Der Völkermord von damals ist für uns wie eine offene Wunde, weil die Türkei sich ihrer Verantwortung nicht stellt. Für mich steht aber fest, dass wir Heilung erleben werden, wenn wir den Türken vergeben und anfangen für ihre Errettung zu beten.

Dabei geht die Geschichte des armenischen Völkermords immer noch weiter. Wir werden schon wieder von unseren eigenen Nachbarn betrogen, zum Beispiel in Mossul. Wir haben wie G

eschwister mit unseren muslimischen Nachbarn zusammengelebt, zum Beispiel in Mossul oder im syrischen Deir es-Sor. Dort gab es eine Gedenkstätte für die Überreste von 450.000 Armeniern, doch sie wurde vor kurzem zerstört. Auch das armenische Dorf Kessab in Nordsyrien wurde kürzlich von islamistischen Rebellen überrannt. Viele von uns fürchten, dass die Geschichte sich wiederholt.“

„Wir haben unseren Glauben bewahrt“

Auch Makruhi ist armenische Christin. Sie arbeitet mit Christen aus Mossul, die im vergangenen Sommer von IS-Kämpfern von dort vertrieben wurden. Über die Ereignisse von 1915 sagt sie: „Der Völkermord hat mich gelehrt, Fragen zu stellen und zu warten. Wenn ich nicht schnell eine Antwort finde, wende ich mich nicht von Gott ab, sondern ich warte. Ich verstehe bis heute nicht, warum Gott damals nicht eingeschritten ist oder warum er zugelassen hat, dass der IS so viel Einfluss gewinnt. Aber meine Hoffnung ist diese: Gott ändert sich nicht. Er kümmert sich bis heute um uns. Unter vielen Millionen Menschen sieht Gott mich als Einzelne, ich bin ihm wichtig. Gott hat uns Armenier viel Leid erleben lassen, aber wir haben unseren Glauben bewahrt.“

Quelle: Open Doors, AINA

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