Aufbruch ins neue Energiezeitalter
Der Plan ist ehrgeizig: Bis 2015 soll der Stromverbrauch in Schleswig-Holstein zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Bis 2020 soll das nördlichste Bundesland ein Pionier bei der Umsetzung der Energiewende sein und rund ein Zehntel des bundesweiten Energiebedarfs an Öko-Strom decken. Das Land hat sich längst gewappnet – für die Chancen auf nachhaltige Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze. Und es stellt sich den notwendigen Herausforderungen: Mit der Inbetriebnahme der knapp 30 Kilometer langen Hochspannungsleitung (110 KV) für den Abtransport von Windstrom zwischen dem nordfriesischen Breklum und Flensburg wurde der verstärkte Netzausbau eingeleitet.
Rückenwind für erneuerbare Energien
Weiter fortgeschritten ist 2011 der Ausbau der ohnehin schon starken Windenergie. Im vergangen Jahr wurden in Schleswig-Holstein 131 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von gut 300 Megawatt neu installiert. Laut Bundesverband WindEnergie hat lediglich Niedersachsen mit 431 Megwatt einen größeren Zuwachs zu verzeichnen. Insgesamt produzieren in Schleswig-Holstein 2648 Windenergieanlagen Strom. „Die Windenergie wird in Zukunft unverzichtbar sein“, prognostiziert Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager. So hat die Landesregierung etwa mit der Ausweisung von 1,5 Prozent der Landesfläche als Windeignungsfläche 2011 bereits frühzeitig Signale gesetzt. Insgesamt 2370 Hektar zusätzlicher Eignungsgebiete – rund ein Viertel aller neuen Flächen im Land – sollen allein in Nordfriesland entstehen. Ein Investitionsschub im Hinblick auf die Windkraftnutzung zeichnet sich schon jetzt ab. Das Energiekonzept von de Jager sieht insgesamt an der Westküste des Landes bis 2015 sieben Offshore-Windparks in der Nordsee vor. Es werden in den nächsten Jahren gut 3000 Megawatt (MW) Offshore-Windenergieleistung erwartet.
Wirtschaftskraft
Das geht nur in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, die stark in die Windkraft investiert:
30 Kilometer nördlich von Helgoland entsteht der „Windpark Nordsee Ost“ mit 48 Turbinen und einer Leistung von insgesamt 295 Megawatt. Der Betreiber RWE Innogy will diesen Windpark im Jahre 2013 in Betrieb nehmen. Es wird eine Stromerzeugung von einer Milliarde Kilowatt pro Stunde (kWh) im Jahr erwartet.
Zudem hat der US-Investor Blackstone das Projekt „Meerwind Süd/Ost“ im Fokus. 23 Kilometer nördlich der Insel Helgoland sollen 80 Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 288 MW errichtet werden. Die Inbetriebenahme ist für Ende 2013 geplant. Das Investitionsvolumen beträgt 1,2 Milliarden Euro.
Weitere Windparks sind auch vor Sylt in der Vorbereitung.
Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Matthias Boxberger, Vorstand der Schleswig-Holstein Netz AG, betont, das Ökostrom-Potenzial des Landes liege insgesamt noch höher – bei etwa 11.000 Megawatt Stromleistung aus Wind-, Biogas- und Solarkraft. Nur 3000 Megawatt davon würden an einem Sonntag im Norden selbst verbraucht. Das lässt in den Augen des Ministers nur ein Fazit zu: “Die Energiewende und der damit verbundene Export von Ökostrom ist eine große Chance für den Standort Schleswig-Holstein.“
Plattform für den Nachwuchs
Vom 15. bis 18. März findet die New Energy Husum statt, eine der bedeutendsten Messen im Bereich der erneuerbaren Energien. In diesem Zusammenhang geht am 17. März die Jobmesse „Neue Energie – Neue Arbeit“ an den Start. Sie bietet Unternehmen aus der Branche eine Plattform für die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs. Denn die Branche der erneuerbaren Energien schafft mehr Arbeitsplätze denn je, gleichermaßen steigt die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften.