Besuch aus dem Blue Lake-Camp bei deutschen Gastfamilien
Nicht nur manches Auge bei den Gastfamilien wurde feucht, es liefen auch Tränen, als der Abschied nahte. 88 junge Mitglieder des „Blue Lake International Youth Symphony Orchestra“ verabschiedeten sich mit ihrer Blue Lake-Hymne „The Lord bless you and keep you“ von ihren Eltern auf Zeit, die mit „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, bleib nicht so lange fort“ ihrer Hoffnung Ausdruck gaben.Das Orchester war auf seiner Tournee durch Deutschland und Frankreich vom 22.-26.06. in Lübeck zu Gast. Mit ihm reiste der 62-köpfige Chor, der in Stockelsdorf untergebracht wurde. Die jungen Musiker zwischen 13 und 25 Jahren verlebten ereignisreiche Tage: Musikalischer Höhepunkt war die Aufführung des Requiems von Verdi gemeinsam mit Chören aus Lübeck und Umgebung am Sonntag in der sehr gut besuchten MuK. Vor so großem Publikum in solch einem Saal spielen zu dürfen, war für die Jugendlichen ein besonderes Erlebnis. Auch die weiteren Konzerte im Kolosseum und in der Stockelsdorfer Kirche, die als besonderer Dank an die Gastfamilien gegeben wurden, erfreuten sich regen Zuspruchs. Das weitere Programm sah Empfänge durch die gastgebenden Gemeinden vor. Die Hansestadt hatte das Orchester in den Audienzsaal des Rathauses gebeten, in dem die Kultursenatorin, Frau Anette Borns, die Jugendlichen herzlich begrüßte. Staunend bewegten sie sich im alten Gemäuer und erfuhren etwas zu dessen Geschichte. Natürlich war nebenbei das gereichte Marzipan schnell vergriffen. Beim anschließenden Besuch der Marienkirche waren Orchester und Chor wieder vereint. Auf den Stufen des Altarraumes sang der Chor zwei sakrale Lieder, dann gemeinsam mit dem Orchester die Blue Lake-Hymne. Viele Gastfamilien und Besucher der Kirche waren angetan von der Homogenität und der Ausdruckskraft der jungen Stimmen. Nach dem Figurenumlauf in der Astrologischen Uhr bezog Ilse Marie Spitzer von der Kirchengemeinde St. Marien in ihrer Kurzandacht die Besucher aus dem Blue Lake-Camp in Michigan ein. Beim Rundgang durch das Gotteshaus waren die „students“ vom Alter und von der enormen Höhe der Kirche beeindruckt, besonders aber von den während der Bombennacht 1942 herabgestürzten Glocken. Sie konnten nicht verstehen, dass gezielt Bomben auf Gotteshäuser abgeworfen wurden und fanden den Angriff grauenvoll und menschenunwürdig.
Das Gesamtprogramm, in dem auch noch drei Proben enthalten waren, ließ den Gasteltern zu deren Bedauern nicht viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Beliebte Ziele waren die Lübecker Altstadt mit ihren vielfältigen Sehenswürdigkeiten und die nahen Ostseebäder. Natürlich durfte Shoppen nicht fehlen. Selbst die Fußball-EM einschl. public viewing erregte das Interesse nicht weniger neuer Familienmitglieder. Trotz der kurzen Zeit entwickelten sich, ganz im Sinne des Austauschprojektes, durch das Zusammenleben enge persönliche Beziehungen, die nun weiter gepflegt und vertieft werden können. Auch unter den 63 Lübecker Gastfamilien entstanden Verbindungen, man half sich bei Transfers und auch bei der Betreuung. So lautete das Fazit für viele, dass dieses Projekt der Völkerverständigung in jeder Beziehung bereichernd war und sie sich gern erneut daran beteiligen und junge Menschen in ihre Familien aufnehmen möchten.