Dr. Brigitte Heise in den Ruhestand verabschiedet
Dr. Christian Dräger schenkt den Lübecker Museen
269 Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts
Die Leiterin des Museums Behnhaus Drägerhaus, Dr. Brigitte Heise, wurde am gestrigen Mittwoch, 12. September 2007, in den Ruhestand verabschiedet. Im Namen der Stadt und des Bürgermeisters dankte Kultursenatorin Annette Borns Brigitte Heise für die geleisteten Dienste und würdigte ihre Identifikation und das Engagement für das Behnhaus. Aus Anlass der Pensionierung übergab Dr. Christian Dräger dem Kupferstichkabinett der Lübecker Museen einen bedeutenden Teil seiner privaten Sammlung von Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts.21 Jahre arbeitete Brigitte Heise, die zuvor als Lehrerin tätig gewesen war, für die Lübecker Museen. Die letzten zehn Jahre hat sie das Museum Behnhaus Drägerhaus geleitet, eine Zeit, die Heise selbst als Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn bezeichnet. „Sie hat ihr Haus gut bestellt“, sagte der Geschäftsführende Direktor der Lübecker Museen, Prof. Dr. Hans Wißkirchen, und fügte mit Blick auf Heises Werdegang hinzu: „Es sind die nicht ganz geraden, die beruflichen Umwege, die besonders kreativ und durchsetzungsstark machen. Und genau dieser Qualifikation bedarf es, um ein Museum zu leiten.“ Man werde sich der von Heise gesetzten Schwerpunkte in der Kunst des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne weiter annehmen und eine geeignete Nachfolge finden.
Museumsdirektor Dr. Thorsten Rodiek erinnerte an Heises Namensvetter Carl Georg Heise, der in den Zwanzigerjahren das Behnhaus gerettet habe. Brigitte Heise habe in den vergangenen Jahren „mit Widerstand einreißender Überzeugungskraft für das Haus gekämpft“ und sich so den Vorgänger zum Vorbild genommen. Rodiek lobte die wissenschaftliche Arbeit Heises, die sich zugleich auf dem Gebiet der Museumspädagogik große Verdienste erworben habe. Heise war unter anderem als Fachberaterin für Museumspädagogik für die Landesregierung tätig.
Dr. Christian Dräger, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Museums und seit langem dem Haus als Mäzen verbunden, blickte in seiner Ansprache auf eine „Summe von Jahren, die wir gemeinsam dem Behnhaus gedient haben“, zurück. Mit ihrer Arbeit habe sie sich in den Dienst der Stadt gestellt, insbesondere einem wichtigen Teil ihrer Kultur, nämlich der Pflege und Erforschung der bürgerlichen Kultur; dafür gebühre ihr Lob und Dank. Das Behnhaus sei zu ihrem „Schicksalshaus“ geworden, so Dräger, hier habe sie ihr Wirken voll entfalten können. Den von ihr gepflegten Sammler-Kontakten seien wichtige Bestandserweiterungen zu danken. Außerdem sei es ihr auf eindrucksvolle Weise in unzähligen Führungen gelungen, den Besuchern zu zeigen, dass man „Kunst nicht versteht, indem man sie seziert, sondern indem man sie in den Zusammenhang stellt“.
Hervorzuheben sei Heises Arbeit für die grafische Sammlung, so Dräger, der aus Anlass ihrer Verabschiedung den Lübecker Museen ein besonderes Geschenk machte. Er übergab dem Kupferstichkabinett ein Konvolut von 269 Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts. 240 der Blätter befinden sich seit dem Jahr 2000 als Dauerleihgabe im Museum und werden ihm offiziell im nächsten Jahr überantwortet. 29 weitere befanden sich bisher noch den privaten Räumen des Sammlers und werden den Museen nun mit sofortiger Wirkung geschenkt. Er wisse seine Sammlung „nicht nur in guter Gesellschaft, sondern auch in guter Obhut“, so Dräger.
Brigitte Heise ist mit den Blättern von hoher künstlerischer Qualität vertraut: Sie sind bereits in dem 2006 erschienen Katalog „Zum Sehen geboren“, den sie erstellt hat, abgebildet und beschrieben. Dass die Bilder nun in den Besitz der Museen übergehen, sei für das Haus ein großer Gewinn, so Prof. Wißkirchen, denn sie stärkten nochmals die Sammlung zum 19. Jahrhundert, aus der in dem neuen grafischen Kabinett im Behnhaus wechselnd eine Auswahl gezeigt werden kann. Übergeben wurden Blätter, unter anderem mehrerer Deutschrömer, von Adrian Ludwig Richter, Theodor Rehbenitz, Carl Christian Vogel von Vogelstein, Max Joseph Wagenbauer und anderen.
Sie gehe, so Heise, mit „zwiespältigen Gefühlen“. Aber „man soll gehen, wenn es am Schönsten ist“. Und hier treffe es tatsächlich zu: Das Haus werde schöner nicht werden.