Politik & Wirtschaft

Ein lebendiges Netzwerk für Gründer in MV

Wirtschaftsminister Harry Glawe hat sich heute auf Schloss Teschow bei den Unternehmern bedankt, die sich ehrenamtlich im Landes-Mentoring-Programm für junge Gründer engagieren. Profilierte Manager stehen seit sieben Jahren jungen Neugründern zur Seite, um sie mit ihren Branchenkenntnissen und Kontakten individuell zu unterstützen.Insgesamt sind inzwischen fast 170 Mentoren-Gründer-Tandems gemeinsam durchgestartet. Aktuell befinden sich 53 Tandems in der aktiven Zusammenarbeit. Für potenzielle Gründer steht ein Pool von rund 80 Mentoren zur Verfügung. Das Programm wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) im Zeitraum von 2009 bis 2013 mit 500.000 Euro gefördert. „Unser persönliches und maßgeschneidertes Mentoren-Netzwerk hat bundesweit Anerken-nung gefunden“, hob Wirtschaftsminister Harry Glawe hervor. „Das Netzwerk an regional verbundenen Managern ist ein Plus für junge Leute, die ihren eigenen unternehmerischen Weg gehen wollen.“

Auf dem diesjährigen Landes-Mentoring-Treffen auf Schloss Teschow, das traditionell bei einem der  Mentoren stattfindet, wurden stellvertretend für alle erfolgreichen Tandems drei Mentoren-Gründer-Teams vorgestellt. Gastgeber ist der mehrfache Mentor Alexander Winter, geschäftsführender Gesellschafter der arkona Hotel Holding GmbH.

 

Sterneköchin, Baumhausbauer und Präzisionsarbeiter

Gründerin Antje Büttner hat bei den besten Spitzenköchen in Berlin, Moskau und Paris gearbeitet, bevor sich die Greifswalderin in der Universitäts- und Hansestadt selbstständig gemacht hat (buettners-restaurant.de). Seit März 2011 setzt sie im Restaurant Büttner‘s ihre Philosophie von Gastfreundschaft und Esskultur um und erkochte sich bereits ein paar Monate nach der Restauranteröffnung am Wieck 14 Punkte im Gault Millau. Ihr Mentor Stephan Jaenichen hat selbst einmal als Gründer am Mentoring-Programm teilgenommen. Seit 2007 gehört seine Feinkostmanufaktur Le Pomm (lepomm.de) in Rostock zu den ersten Adressen für guten Geschmack in MV.

 

Fast zwei Jahre hat das Baumhausdorf-Team um Gründer Roland Hollstein in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendherbergswerk an der Realisierung eines außergewöhnlichen Projektes gearbeitet. Im Frühjahr wurde in Beckerwitz bei Wismar sein Design-Baumhausdorf eröffnet, das seitdem der Renner bei jungen Leuten und Familien ist. Die Holzhäuser (gruenewiek.de) bestehen aus zwei übereinanderliegenden gemütlichen Schlafwaben mit insgesamt sechs Schlafplätzen und einer großzügigen Aufenthaltswabe. Tatkräftig unterstützt wurde der Gründer bei seinem  Projekt vom Mentor Tino Kraft, der in Rostock eine Anwaltskanzlei (foerster-kraft.de) betreibt.

 

Diplom-Ingenieur Jan Wenzel startete seine Karriere als Feinmechaniker für wissenschaftlichen Apparatebau und lernte dort, was die Genauigkeit von 0,001 mm bedeutet. Aus diesem Anspruch an die Perfektion erwuchs die Leidenschaft zur Präzision. Nach mehreren Jahren in Führungspositionen im europäischen Ausland gründete er 2010 die DIMENSIONICS GmbH (dimensionics.de), ein Dienstleistungsunternehmen für Messtechnik. Zur Seite stand ihm mit Mentor Michael vom Baur ein international erfahrener Manager (mvb-euroconsult.com). Der 58-Jährige war unter anderem bis Ende 2009 Konzerndirektor der größten europäischen Schiffbau-Gruppe.

 

Erfahrungen und Know-how weitergeben

Existenzgründer, die sich am Landes-Mentoring-Programm beteiligen, werden in der Regel maximal zwölf Monate von einem gestandenen Unternehmer begleitet. Dabei bilden je ein Unternehmer und ein Existenzgründer ein so genanntes Mentoren-Mentee-Tandem, das sehr eng zusammenarbeitet. Gründer verbessern so deutlich ihre Startposition. Mit dem Mentor haben Gründer einen starken Verbündeten, der ihnen Brücken zu weiteren Partnern baut und bei schwierigen Entscheidungen wichtige Empfehlungen geben kann, die sich junge Kräfte normalerweise als Beratung nicht leisten könnten.

Die Mentees lernen Kooperationsbereitschaft und den Aufbau partnerschaftlicher Unternehmensbeziehungen als Voraussetzung für erfolgreiches Agieren im internationalen Wettbewerb schätzen und praktizieren und geben diese Erkenntnisse nicht selten später selber als Mentoren weiter.

„Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um junge Gründer zu unterstützen und zu motivieren, den nicht einfachen Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Wettbewerbsfähige und erfolgreiche Unternehmen bilden die Grundlage für positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte, die wir dringend brauchen. Das Prinzip Hilfe annehmen – Hilfe weitergeben im Rahmen des Mentoring Programms hat sich bewährt“, betonte Glawe.

Die Zahl der Existenzgründungen betrug nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr 6.365 (2010: 6.603). „Die wirtschaftliche Situation ist insgesamt weitgehend positiv. Oft ist es so, wenn die Wirtschaft gut läuft, wagen weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Ein möglicher Grund ist, dass die Unternehmen in guten Zeiten Arbeitsplätze schaffen und Leute einstellen. Das sieht genau anders herum in Krisenzeiten aus. Zum Teil erfolgen hier Gründungen aus der Not heraus, die dann auch wieder schnell vom Markt verschwunden sind. Natürlich spielt auch das Risiko bei einer Existenzgründung eine Rolle. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen durch eine Gründung auch eine Perspektive sehen, hier im Land zu bleiben“, so Glawe weiter.  „Das Land braucht mehr innovative Produkte und Geschäftsideen, sei es im verarbeitenden Gewerbe, in der Gesundheitswirtschaft, im Dienstleistungsbereich oder aber im Handel. Mecklenburg-Vorpommern unterstützt Existenzgründer deshalb ganz gezielt. Der Schritt in die Selbstständigkeit will jedoch auch gründlich überlegt und vorbereitet sein.“

Information Definition „Existenzgründung“

In Deutschland gibt es keine einheitliche Definition von Gründungen. Nach der Definition des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn ist eine Existenzgründung der Wechsel einer Person aus z. B. abhängiger Beschäftigung in die unternehmerische Selbstständigkeit, d. h. Unternehmensgründung oder Übernahme eines bestehenden Unternehmens (operationalisiert als Betriebsgründung einer Hauptniederlassung oder „Echte“ Gründung eines Kleingewerbebetriebs oder Übernahme eines Unternehmens durch Erbfolge, Kauf, Pacht).