Fehlinformation heizt Lübecker Hafenkonflikt an
Foto: TBF/Kröger – Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass der Minderheitsgesellschafter der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG), RREEF, über Inhalt und Charakter der monatelang verhandelte Tarifverträge zwischen der Geschäftsführung der LHG, dem Hafenbetriebsverein (HBV) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di falsch informiert wurde. Dieses offenbarte sich erstmals Ende September in einem RREEF-
Schreiben einer „Managing Director“ der Deutsche Alternative Asset (UK)
Limited aus London namens Jane Seto an die Fraktionen der Lübecker
Bürgerschaft. Die Managerin. versuchte Einfluss auf das Abstimmungsver-
halten der Bürgerschaftsabgeordneten zu nehmen. Gleich an mehreren
Stellen schreibt Jane Seto über einen so genannten „Kündigungsschutzta-
rifvertrag“ für die Hafenbeschäftigten in Lübeck.
„Das Problem ist nur, dass es einen solchen Tarifvertrag gar nicht gibt. Es
wurde auch nie über einen solchen Tarifvertrag verhandelt,“ erklärt ver.di-
Gewerkschaftssekretär Andreas Riedl. „Augenscheinlich basieren die Ent-
scheidungen des Minderheitsgesellschafters RREEF, der von einem Un-
ternehmen der Deutsche Bank Gruppe verwaltet wird, auf Fehlinformatio-
nen. Ein Übersetzungsfehler zwischen dem Deutschen und dem Engli-
schen ist ausgeschlossen, denn gestern zeigte sich auf einer Gesellschaf-
terversammlung der LHG, dass das von RREEF entsendete Aufsichts-
ratsmitglied der LHG, Georg Kulenkampff, selbst diesen Begriff verwendet.
Kulenkampff heizt also den Lübecker Hafenkonflikt durch täuschende Be-
grifflichkeiten künstlich an, die er nach London drahtet. So reißt er den Ha-
fen und die Stadt immer weiter in Richtung Abgrund. Auch gestern hielt der
RREEF-Vertreter Kulenkampff wieder strikt an seinem fundamentalisti-
schen Blockadekurs fest und verweigerte die Zustimmung zu den Tarifver-
trägen der Hafenbeschäftigten, obwohl, wie vom Minderheitsgesellschafter
gefordert, die Arbeitnehmerseite über den Betriebsrat der LHG längst zu
einem ersten konstruktivem Gespräch mit der Geschäftsführung der LHG
über drängende Probleme eingetreten war. Inzwischen spricht Kulen-
kampff sogar schon im Namen der anderen arbeitgeberseitigen Tarifpartei
Hafenbetriebsvereins (HBV) und macht – sofern sein Diktat erfüllt wird –
Zusagen zu Lasten des HBV. Da stellt sich die Frage, wie lange sich der
Hafenbetriebsverein, in dem neben der LHG noch insgesamt zehn andere
Unternehmen organisiert sind, diese Dreistigkeit noch gefallen lassen will.“