Zwischen Juni und September über 100 Christen verhaftetInsgesamt wurden bei den zeitgleichen Einsätzen vier Personen festgenommen; zwei von ihnen wurden jedoch noch am selben Tag wieder freigelassen. Bei einem dieser Männer handelt es sich um Milad Goodarzi, der bereits mehrfach wegen seines Glaubens verhaftet und verurteilt worden war. Goodarzi gehört zu den „politischen Gefangenen“, die zu Beginn dieses Jahres im Rahmen einer umfassenden Amnestie für Gefangene anlässlich des 44-jährigen Bestehens der Islamischen Republik freigelassen wurden. Allerdings hatte er, ähnlich wie viele der anderen vorzeitig Freigelassenen, den Großteil seiner Haftstrafe bereits verbüßt. Milad Goodarzi war im Juni 2021
angeklagt und zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden, zusammen mit Amin Khaki und Alireza Nourmohammadi. Alle drei sind Konvertiten aus dem Islam. Ihr Strafmaß wurde später von fünf auf drei Jahre reduziert.
Die jüngsten Razzien belegen, dass Mitglieder von Hauskirchen auch nach der Begnadigung mehrerer christlicher Gefangener im Jahr 2023 weiterhin gezielt verfolgt werden. Allein zwischen Juni und September wurden über 100 Christen verhaftet. Mehrere von ihnen wurden bereits wegen „staatsfeindlicher Propaganda“ nach Artikel 500 des iranischen Strafrechts sowie wegen „Gründung und Leitung einer Hauskirche“ gemäß Artikel 498 zu bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Die überwiegende Mehrheit der in diesem Jahr verhafteten Christen hat sich jedoch dafür entschieden, ihre Situation nicht öffentlich zu machen, in der Hoffnung, dass dies ihren Fällen helfen könnte, was zu einem wachsenden Gefühl der Gesichtslosigkeit der Opfer beiträgt.
UN-Resolution: Staatliche Willkür und Aufstachelung zum Hass
Passend dazu hat die UN am 15. November eine Resolution zu Menschenrechtsverletzungen gegen religiöse Minderheiten im Iran verabschiedet. Darin geht es unter anderem um Christen und „insbesondere Konvertiten aus dem Islam“, die „zunehmend Belästigung, Einschüchterung, Verfolgung, willkürlicher Verhaftung und Inhaftierung sowie Aufstachelung zu Hass, der zu Gewalt führt“ ausgesetzt sind. Darüber hinaus wird auf „Einschränkungen bei der Einrichtung von Gebetsstätten“ hingewiesen. Nach zahlreichen Kirchenschließungen gibt es mittlerweile im Iran für persische Christen kaum noch Möglichkeiten, Gottesdienste in ihrer Sprache zu feiern. Anders ist nur die Lage unter traditionell christlich geprägten Volkgruppen wie den Armeniern oder Assyrern. Es ist ihnen jedoch verboten, (farsisprachige) Christen muslimischer Herkunft miteinzubeziehen oder an den armenischen und assyrischen Gottesdiensten teilnehmen zu lassen.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 steht der Iran an 8. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Quelle: Article18, Open Doors