Menschlich gesehen

Keine Chance dem Burn-out

Star-Koch Tim Mälzer, Medien-Expertin Miriam Meckel, Schalke-Trainer Ralf Rangnick: Immer mehr Prominente bekennen sich zu einer Erkrankung, die Seele und Körper lahmlegt. Das Syndrom chronischer Erschöpfung, auch Burn-out genannt, wird in Gesellschaft und Wirtschaft stark diskutiert. Denn Unternehmen werden durch oft monatelange Ausfälle betroffener Mitarbeiter stark belastet. Schleswig-holsteinische Arbeitgeber haben das erkannt. Sie setzen auf wirksame Prävention am Arbeitsplatz.
Anonyme Sprechstunde

Schleswig-holsteinische Arbeitgeber haben sich bereits einiges einfallen lassen, um ihr Personal seelisch und körperlich fit zu halten – ob Gymnastik-Pausen am Marzipan-Fließband beim Lübecker Traditionsunternehmen Niederegger oder das Arbeitsmodell „4+1” des Kieler IT-Unternehmens Itemis, bei dem die Mitarbeiter an einem Arbeitstag pro Woche an Dingen arbeiten dürfen, die ihnen Spaß machen. Noch weiter geht die Lübecker Drägerwerk AG: Sie hat 2008 eine anonyme Burn-out-Sprechstunde im Haus etabliert. Der Betriebsarzt des Medizin- und Sicherheitstechnik-Unternehmens, Dr. Frank Ensslen, sagt: „Betroffenen kann ich etwa einen geeigneten Therapeuten vermitteln.“ Für die Führungskräfte, so der Arzt, „ist es außerdem Pflicht, an unserer Schulung zu Sucht, psychischen Erkrankungen und Burn-out teilzunehmen. Darüber hinaus bieten wir Infoveranstaltungen für einzelne Abteilungen an.” Und die Akzeptanz bei den Mitarbeitern gibt ihm Recht: „Burn-out oder Vorstufen davon sind regelmäßig Thema in der Sprechstunde des betriebsärztlichen Dienstes. Auch Führungskräfte fragen vermehrt um Rat.” Für das Unternehmen habe das Vorteile, so Ensslen: „Durch eine frühe Intervention verkürzen sich die Ausfallzeiten der betroffenen Mitarbeiter.”

Wie das gehen kann, darauf weist Experte Dr. Gernot Langs, Chefarzt der Schön Klinik in Bad Bramstedt hin: „Unternehmen sollten Führungskräfte auf den Umgang mit gefährdeten Mitarbeitern vorbereiten und für erste Warnsignale sensibilisieren. Im betrieblichen Gesundheitsmanagement werden Angebote zur Stressbewältigung immer wichtiger. So können Unternehmen einem Ausbrennen ihrer Mitarbeiter vorbeugen.“
Achtung, Alarmsignale!

Erste Alarmsignale können mangelnde Motivation oder Versagensängste sein. Auch eine erhöhte Reizbarkeit oder emotionale Leere gelten als Symptome. Vom Burn-out Betroffene fühlen sich kraftlos und im Wortsinn „ausgebrannt”. Körperliche Beschwerden wie Muskelverspannungen oder Schlafstörungen können dazu kommen. Ein schleichender Prozess, der nicht selten in einer Depression endet.
Gefahren minimieren

Das Wirtschaftsministerium in Kiel weiß um die Bedeutung der Zunahme von Erkrankungen wie Burn-out. Erst kürzlich widmeten sich Unternehmer und Politiker in Norderstedt während der Aktionswoche „Wirtschaft + Familie = Wachstum” diesem Thema. Wirtschafts-Staatssekretärin Dr. Tamara Zieschang betonte: „Es ist im gemeinsamen Interesse von Mitarbeitern und Unternehmern, Burn-out-Gefahren zu minimieren und möglichst ganz zu vermeiden.“
So können Arbeitgeber einem Burn-out bei ihren Mitarbeitern entgegen wirken:

Enttabuisieren Sie das Thema Burn-out, indem Sie informieren und sich als Ansprechpartner zur Verfügung stellen.
Bieten Sie allen Mitarbeitern eine persönliche Perspektive und motivieren Sie mit gemeinsamen Zielen und Teamspirit.
Bringen Sie ihren Mitarbeitern Anerkennung entgegen. Zeigen Sie, dass Sie sich interessieren, auch wenn es mal nicht so rund läuft.
Fördern Sie Humor und Spaß bei der Arbeit.
Bieten Sie Beratungsmöglichkeiten an.
Loben Sie Ihre Mitarbeiter individuell und situativ für ihre Leistungen. Dabei darf kein Konkurrenzkampf entstehen. Denn: Jeder Mitarbeiter ist anders.
Mitarbeiter dürfen nicht zu Dingen herabgestuft werden, vermeiden Sie also Ausdrücke wie „Humanressourcen“, „Unsere Mitarbeiter sind das Kapital“ usw.
Bringen Sie Routine und Herausforderung in ein ausgewogenes Verhältnis. Denn zu viel Stress führt unweigerlich zur Erschöpfung.
Sorgen Sie für Konstanz. Zu häufige Team- oder Führungswechsel demotivieren, da die Mitarbeiter sich jedes Mal neu beweisen müssen.
Verhindern Sie Mobbing, indem Sie jedem Fall gezielt nachgehen und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, wie z.B. Gespräche, Beratungen etc.