Politik & Wirtschaft

Kommentar der Cass Business School zur Kabinettsumbildung in Großbritannien

image006Zu der gestrigenKabinettsumbildung in Großbritannien und der Beförderung einiger Frauen in wichtige Kabinettsposten lesen Sie einen Kommentar von Andre Spicer, Professor für Organisationspsychologie an der Cass Business School, Teil der City University London:  

Die Kabinettsumbildung bewältigt nur einen Teil des Frauenproblems in der Tory-Partei. Zwar bringt sie mehr Frauen in die Führungsriege, doch verschleiert sie ein tiefer liegendes Problem: Frauen nehmen nur etwa 20% der Parlamentssitze ein. Das heißt, es gibt nur einen geringen Zustrom neuer weiblicher Talente in die Partei.Hier ist mehr Transparenzüber die Anzahl der gewählten Frauen gefragt.  Außerdem ist direkte und indirekte Diskriminierung bei der Wahl zu vermeiden und die Einführung flexibler Arbeitspraktiken in der Politik anzustreben. Das sind alles Dinge, bei deren Bewältigung der Unternehmenssektor bereits große Fortschritte vorzuweisen hat. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Politiker dies auch tun. Die große Frage ist nun, wie wird das neue Kabinett eine vielfältige Leistung erbringen?

Erkenntnisse aus diversen Studien zu ‚ungleichen‘ oder ‚facettenreichen‘ Gruppen legen nahe, dass es wahrscheinlich mehr Konflikte gibt und es länger dauern dürfte, bis Entscheidungen getroffen werden, die anschließenden Lösungen dann aber besser sind. Auch ist zu erwarten, dass Kabinettsmitglieder mit dem Gruppenprozess weniger zufrieden sind. Forschungsergebnisse im Unternehmenssektor legen nahe, dass mehr Vielfalt an der Spitze objektiv betrachtet zu einer besseren Leistung führt, diese Leistung aber nach subjektiven Kriterien häufiger negativ gesehen wird. Mit mehr Frauen im Kabinett wird die Qualität der Politik wahrscheinlich besser, die Qualität der Medienberichterstattung hingegen wahrscheinlich schlechter.   Der Kabinettsalltag wird wahrscheinlich schwierig für diese Frauen. Erkenntnisse aus dem US-Senat zeigen, dass mächtige Männer im Vergleich zu Frauen dazu neigen, mehr zu sprechen. Wenn starke Frauen nicht sprechen, werden sie oft mit negativen Einschaltquoten bestraft. Ähnlich verhält es sich, wenn Frauen verärgert sind. Verärgerte Männer stehen in einem positiven Licht, verantwortlich für ihre Wut ist die Situation. Verärgerte Frauen hingegen werden selbst für ihren Zorn verantwortlich gemacht.  

Kontakt: Dirk Hermanns – Noir sur Blanc – Tel.: +33 (0)1 41 43 72 76, E-Mail: dhermanns@noirsurblanc.com

Die der City University London angeschlossene Cass Business School bietet innovativ, zukunftsorientierte Ausbildungs-, Schulungs-, Beratungs- und Forschungsangebote.   Im Herzen einer der weltweit führenden Finanzzentren angesiedelt, besitzt Cass eine enge Anbindung an die City of London mit ihren Finanz- und Unternehmensdienstleistungsfirmen, sowie an das in der Nähe der Wirtschaftsschule befindliche aufstrebende Unternehmens- und Technologiezentrum Tech City. Ihre MBA-, spezialisierten Master- und sonstigen Studienabschlüsse sind weltweit angesehen und die Hochschule betreut rund 100 Doktoranden.   Cass gehört zu den Top Ten der Hochschulen für Wirtschaft, Management und Finanzen in Großbritannien und 90 Prozent ihrer Forschungsergebnisse sind international signifikant.

Cass ist ein Ort, an dem Studenten, Wissenschaftler, Industrieexperten, Wirtschaftsführer und politische Entscheidungsträger einander bereichern können. www.cass.city.ac.uk