Kultur & Wissenschaft

Lesung von Bettina Thierig in Lübeck

Text und Foto: Lutz Gallinat – Literatur als innerer Spiegel einer Außenwelt- in ihrem Opus setzt die Lübecker Autorin und Künstlerin Bettina Thierig ihre Intention in Form von Lyrik und Kurzprosa konsequent um. Am 10.September 2011 stellte die Autorin in einer szenischen Lesung nach einführenden Worten Peter Messerschmidts ihr 2010 im Geest-Verlag erschienenes Buch „Perlgenoppt“ in der Lübecker Galerie Essig vor.In ihrer skurrilen, grotesken, bizarren und eigenwilligen Kurzprosa demaskiert die Autorin Schablonen, Floskeln und Phrasen und beschreibt subtil Kommunikationsstörungen. In ihrer Lyrik definiert sie Kunst u.a. als Schein des Scheins und damit als Wahrheit. Voyeuristisch-sexistisch bewegt sie sich mit extremer Abbreviatur zwischen Ich-Logik und Körper-Schrift im Sinne Walter Benjamins und Lacans. Sie dekonstruiert aber auch die Körperlichkeit und ihre eigene Produktionsästhetik. Bettina Thierig vertieft sich einfühlsam in das Wesen ihrer künstlerischen Weggefährten. Sie verwendet bisweilen die Wiederholung als Stilmittel und erreicht damit viel Intensität und Fokussierung. Ihre Gedichte sind oft akrobatisch-artifiziell und intellektuell ausgerichtet, wobei sie den Weg zur Abstraktion beschreitet. Sie enthalten auch reizvolle Wortspiele, eine kühne Metaphorik, surrealistische Elemente, gestalten bisweilen kafkaesk anmutend die Kunst als Spielraum und ermöglichen originell und phantasievoll die Lesbarkeit der Welt. Die Autorin der Desillusionierung zieht dabei schonungslos Bilanz und reflektiert hintergründig  das Phänomen „Zeit“. Die abwechslungsreiche und spritzige Performance wurde durch die Präsentation von Schweinefleisch und Geräusche vom Band ergänzt. Dabei wurden das Publilum durch nonverbale Aktion in das Geschehen einbezogen, so dass der Erlebnischarakter erheblich gesteigert wurde.
Bettina Thierig, die ihre Texte akzentuiert, präzise und mit phantastischer Mimik und Gestik vortrug, wurde schließlich nach einer regen und aufschlussreichen Diskussion von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit langanhaltendem Beifall bedacht.