Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Einfach tierischLübeck Lupe

Priwall: Kiebitzschutz ist Naturschutz

Vögel reagieren sensibel und schnell auf Veränderungen ihrer Lebensräume. Ihr Bestand und ihre Bruterfolge können wichtige Aussagen über die Qualität eines Lebensraums liefern. Vögel sind also wichtige Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt. Das zeigt, dass Vogelschutz und Naturschutz untrennbar sind. Daher ist der Kiebitzschutz auf dem Priwall nur eine der vielen Aufgaben, die sich der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e. V. (LPV) verschrieben hat.

Der Kiebitz ist ein Zugvogel und brütet bevorzugt auf feuchten Niederungswiesen, wofür die Große Wiese im Naturschutzgebiet Südlicher Priwall optimal ist. Der Kiebitzbestand in Deutschland hatte sich seit der Jahrtausendwende drastisch reduziert, was auch auf die Zerstörung der Lebensräume zurückzuführen ist. Innerhalb von etwa 20 Jahren wurde ein Rückgang von etwa 80 % geschätzt, so dass dieser Vogel 2015 auf die „Rote Liste“ der national gefährdeten Arten gesetzt wurde.
Bis 1965 siedelte auf dem Priwall mit bis zu 100 Paaren die größte Kiebitzkolonie Lübecks, im Anschluss brach die Population zusammen. Erst 2007 kamen die ersten Kiebitze nach intensiver Betreuung und konsequentem Schutzmanagement durch den LPV zurück.

Kiebitzschutz aktuell

Seit 2015 installiert der LPV jährlich einen Elektrozaun auf der Großen Wiese, um Kiebitznester vor Feinden, wie Füchsen, Waschbären und Marderhunden, zu schützen. In der ersten Märzwoche wurde das Brutgebiet mit einer Fläche von 15,3 Hektar, also etwa 21 Fußballfeldern, umzäunt. Auf der einen Seite halten rund 1,7 Kilometer Elektro-Schafzaun die vierbeinigen Landschaftspfleger zurück. Auf der anderen Seite wurden 18,5 km Litze in 11 Reihen gezogen und unter Strom gesetzt. Täglich wird die Zaunspannung gemessen und die einwandfreie Funktion kontrolliert.
Die Kiebitzzaun-Aktion 2025 wurde innerhalb einer Woche mit einem Team von etwa 20 Ehrenamtlern, Freiwilligen und Mitarbeitern bewältigt. Glücklicherweise war es warm und sonnig. Bemerkenswert in diesem Jahr: Niemand ist ins Wasser gefallen.

Kiebitzschutzmanagement des LPV
Der Verein ist seit 2017 Pächter der Großen Wiese und kann somit die Population der Kiebitze und anderer Wat- und Wiesenvögel fachgerecht begleiten. Der elektronische Abwehrzaun ist nur eine der vielen Maßnahmen im gesamten Kiebitzschutzmanagement. Von den Beobachtungstürmen werden die Vögel und ihr Brutverhalten beobachtet und dokumentiert. Dafür werden die Nester vorsichtig und mit großem Abstand nummeriert, um die äußerst empfindlichen Kiebitze nicht zu vertreiben. Etwa 35 Tage nach dem Schlüpfen sind die Kiebitze flügge, und erst dann kann von einem Bruterfolg gesprochen werden. Andere Vogelarten, wie der Rotschenkel, werden von Kiebitzkolonien angezogen und profitieren auch von den Schutzmaßnahmen auf dem Priwall.

Für Interessierte bietet die Naturwerkstatt Priwall, eine Einrichtung des LPV, bis Ende Mai zahlreiche Kiebitz-Führungen an. Insbesondere Ende März und April begeistern die Kiebitzmännchen mit besonders spektakulären Flugmanövern. Informationen zu den Angeboten gibt es online auf www.naturwerkstatt-priwall.de oder unter Tel. 04502 9996465.