Sanierung des Lübecker Rathausfoyers geht in entscheidende Phase
Provisorische Lastabfangung installiert und korrodierte Stahlträger werden ausgetauscht – Arbeiten bis 2027 erforderlich. Die Tragelemente im Foyer des historischen Rathaus der Hansestadt Lübeck werden weiterhin umfassend gesichert und saniert. Neue Erkenntnisse haben gezeigt, dass die 1887 eingebaute Stahlträgerkonstruktion unter dem Foyer einen deutlich fortgeschrittenen Korrosionszustand aufweist. Diese Stahlträger tragen die hohen Lasten des neugotischen Treppenhauses und leiten diese oberhalb der mittelalterlichen Kellergewölbe des Ratskellers ab. Aufgrund der nun festgestellten Schäden war die Einrichtung weitreichender Sofortmaßnahmen erforderlich.
Bereits im Frühjahr 2025 wurden erste Bauteilöffnungen vorgenommen, um die Tragfähigkeit der Konstruktion beurteilen zu können. Risse im Bodenbelag des Rathaus-Foyers infolge des Korrosionsdruckes ergaben ein Zeichen für notwendigen Handlungsbedarf. Es bestätigte sich, dass die geschwächten Stahlprofile teilweise weit fortgeschrittene Abrostungsumfänge an den Flanschen sowie stark korrodierte Stege aufweisen.
Temporäre Abstützung sorgt für Sicherheit
Zum Schutz des Gebäudes und der Besucher:innen wurden rund 140 Sicherheitsabstützungen im Ratskeller installiert. Auf engstem Raum wurde zudem im Erdgeschoss ein temporäres Traggerüst eingebracht, das die Lasten der Foyerstützen übergangsweise aufnimmt.
Diese Hilfskonstruktion soll die tonnenschweren, historischen Träger entlasten, um sie sukzessive zu entfernen und zu ersetzen. Als nächster Arbeitsschritt wird die temporäre Hilfskonstruktion mit hydraulischen Pressen und mit einem begleitendem Messprogramm soweit vorbelastet, dass das korrodierte Stahltragwerk gänzlich lastfrei ist.
Ablauf der Sanierungsarbeiten
Die Arbeiten sind hochkomplex: Die neuen massiven Stahlträger (Typ „HEM 300“, rund 250 kg pro laufendem Meter) müssen über den Rathausmarkt angeliefert und mit schwerem Hubzeug, Panzerrollen und Kettenzügen in das Gebäude eingebracht werden. Aufgrund begrenzter historischer Ausführungspläne erfolgt die Planung in enger Abstimmung zwischen Statiker:innen, Metallbau, Gebäudemanagement und Denkmalpflege – Schritt für Schritt während der Freilegung.
Zunächst wird die südliche Seite des Treppenhausfoyers bis voraussichtlich Ende April 2026 erneuert. Anschließend folgt die nördliche Seite. Für den Austausch des Trägersystems werden auch angrenzende Funktionsräume wie Toilette, Pförtnerloge und Bereiche der „Börse“ temporär zurückgebaut. Der Abschluss der Gesamtmaßnahme ist derzeit für das Jahr 2027 vorgesehen.
Einschränkungen im Rathausbetrieb
Die Hansestadt Lübeck bemüht sich weiterhin, bereits geplante Veranstaltungen wie Sitzungen, Empfänge oder Führungen zu ermöglichen. Dennoch kommt es abhängig von Baufortschritt und Schadensbild zu temporären Einschränkungen.
„Die Sicherheit unseres historischen Rathauses hat oberste Priorität. Die aktuellen Arbeiten sind technisch anspruchsvoll und erfordern höchste Sorgfalt im laufenden Betrieb“, erklärt Bürgermeister Jan Lindenau.
„Wir investieren bewusst in den Erhalt dieses einzigartigen Kulturdenkmals – für die Menschen in unserer Stadt und für kommende Generationen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die Beeinträchtigungen für Besucher:innen und Mitarbeitende so gering wie möglich zu halten.“
Denkmalschutz bleibt Leitlinie
Bei allen Maßnahmen wird die denkmalgeschützte Bausubstanz so weit wie möglich geschont. Eine staubdichte Einhausung schützt Kunstwerke und historische Oberflächen, während die Bauarbeiten voranschreiten.
Hintergrund
Der Bau des Lübecker Rathauses begann 1230 und wurde 1308 vollendet. Mit seiner Mischung aus historischen Baustilen zählt es zu den bedeutendsten Rathäusern Deutschlands. Das neugotische Foyer und das Treppenhaus stammen aus dem Jahr 1887 und ruhen im Bereich des Ratskellers auf einer Stahlträgerkonstruktion, die nun nach ca. 140 Jahren einen Austausch erfordern.
