Viel erreicht und doch nicht fertig: Multinationalen Verbandes Task Force 465 am Horn von Afrika
Dschibuti (ots) – Für Flottillenadmiral Jürgen zur Mühlen endete heute seine Zeit als Kommandeur des multinationalen Verbandes Task Force 465 am Horn von Afrika. Mit ihm hatte zum zweiten Mal nach 2011 ein deutscher Admiral die Führung der seit 2008 bestehenden europäischen Anti-Piraterie-Operation „Atalanta“ vor der Küste Somalias inne. Im Hauptmast der Fregatte „Brandenburg“ ist Bewegung. Zügig holt der Signäler die quadratische Admiralsflagge ein und setzt dafür wieder die Flagge des Kommandanten. Auf dem Flugdeck steht das Spalier der salutierenden Besatzung in weißer Uniform und unter dem Trillern der Bootsmannsmaatenpfeife verlässt der Admiral zum letzten Mal das Schiff, von dem aus er vier Monate lang die EU-Operation „Atalanta“ als Seebefehlshaber geführt hat.
Staffelstab an italienischen Admiral weitergereicht
Flottillenadmiral Jürgen zur Mühlen hat gerade den Staffelstab an seinen italienischen Nachfolger, Flottillenadmiral Guido Rando, weitergegeben und sich von seinem 32-köpfigen internationalen Stab verabschiedet.
Der niederländische Brigadegeneral Dick Swijgman, stellvertretender Befehlshaber des europäischen Hauptquartiers in Northwood, der die Kommandoübergabe durchführte, sparte nicht mit Lob für den deutschen Admiral und den von ihm geführten Verband. „Unter der exzellenten Führung von Flottillenadmiral zur Mühlen hat der Verband erfolgreich alle Piratenangriffe verhindert. Die Schiffe des Welternährungsprogrammes konnten, geschützt durch den europäischen Marineverband, die dringend benötigten Lebensmittel nach Somalia transportieren.“
Auch viele andere Ehrengäste nahmen an der feierlichen Veranstaltung teil. So standen neben internationalen hochrangigen Persönlichkeiten der Deutsche Botschafter in Dschibuti, Wolfgang Piecha, und der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, auf der Gästeliste.
Doch von seiner nationalen Führungsverantwortung am Horn von Afrika wurde Admiral zur Mühlen noch nicht komplett entbunden. Morgen steht die Abgabe der der nationalen Kontingentführung an. Für die nächsten zwei Monate wird dann der Kommandant des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“, Fregattenkapitän Marcel Rosenbohm, das deutsche Kontingent führen.
Doch von seiner nationalen Führungsverantwortung am Horn von Afrika wurde Admiral zur Mühlen noch nicht komplett entbunden. Morgen steht die Abgabe der der nationalen Kontingentführung an. Für die nächsten zwei Monate wird dann der Kommandant des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“, Fregattenkapitän Marcel Rosenbohm, das deutsche Kontingent führen.
Ein kurzer Blick zurück
Für die Durchführung seines Auftrages standen Admiral zur Mühlen im Durchschnitt vier Schiffe, darunter ein Versorgungsschiff, zur Verfügung. Im Rahmen einer stark auf Informationsgewinnung ausgerichteten Operation wurden angesichts der Größe des Einsatzgebietes gezielt Schwerpunkte gesetzt. Bei deren Identifizierung spielten insbesondere die Luftfahrzeuge des Verbandes mit rund 440 durchgeführten Aufklärungsflügen eine maßgebliche Rolle.
Die Fäden für alle Operationen liefen auf dem Flaggschiff „Brandenburg“ zusammen.
„Die zurückliegenden Monate waren für mich und meinen Stab eine schöne Herausforderung. Die große Verantwortung ist immer präsent“, beginnt Admiral zur Mühlen seinen Rückblick. Insbesondere der 24.
April wird allen in Erinnerung bleiben als der Tag, an dem Attentäter von Al-Shabab in einem beliebten Café in Djibouti Handgranaten zündeten. Zu den Verletzten zählten neben drei deutschen Mitgliedern der Mission EUCAP Nestor auch neun Angehörige des „Atalanta“-Kontingents. „So ein Ereignis führt uns dann wieder klar vor Augen, dass dies kein ungefährlicher Einsatz ist. Ich habe kürzlich unsere verletzten niederländischen Kameraden auf ihrem Schiff besucht und bin sehr froh, dass inzwischen alle neun spanischen und niederländischen Kameraden wieder wohlauf sind.“
Die Abwehr der Piraterie im Seegebiet, die Hauptaufgabe des europäischen Marineverbands, konnte weiterhin erfolgreich erfüllt werden. Alle Schiffe des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) und der weitere internationale Seeverkehr haben das Seegebiet sicher durchqueren können. „Die Abschreckung der Piraten durch den Einsatz von Kriegsschiffen und Flugzeugen hier im Seegebiet funktioniert gut. Seit über zwei Jahren ist kein Handelsschiff mehr erfolgreich angegriffen worden“. Aber auch die Organisation des europäischen „Maritime Security Centers“, dessen Service die meisten Handelsschiffe in Anspruch nehmen, sowie die Schutzmaßnahmen der Reedereien zeigen Wirkung.
Dass aber die Piraterie kein Problem mehr darstelle, verneint Admiral zur Mühlen energisch. „Erst Ende April hörten wir im Rahmen eines Boardings der Dhow ‚Al Nasir‘ durch die ‚Brandenburg‘, dass diese sich kürzlich noch in der Hand von Piraten befunden hatte. Der Plan, die Dhow längerfristig als Piratenmutterschiff zu nutzen, ging aber nicht auf, da die Piraten aufgrund unserer starken Präsenz geflohen sind.“
Für Verständnis werben
Ein wichtiger Teil des Einsatzes waren auch die bilateralen Gespräche mit wichtigen Amtsträgern in der Region. Themen waren vor allem die Bedeutung der maritimen Sicherheit, aber auch die Strafverfolgung von Piraten. „Egal ob im Oman, Tansania, Dschibuti oder auf den Seychellen – stets sind wir auf offene Ohren getroffen.
Auch unsere Ausbildungs- und Übungsangebote wurden von den Anrainermarinen gerne aufgegriffen.“ Admiral zur Mühlen erklärte, dass mit dem Unterstützen der Mission EUCAP Nestor der Aufbau von maritimen Sicherheitsstrukturen mit den Partnern vor Ort verfolgt wird. Ziel der internationalen Bemühungen sei es, langfristig eine selbsttragende Sicherheit durch die regionalen Küstenstaaten zu erreichen. Ressourcen und Fähigkeiten reichen dafür aber noch lange nicht aus.
Es muss noch weiter gehen
„Natürlich haben wir viel erreicht“, blickt der 53-jährige Offizier auf die letzten vier Monate zurück. „Aber wir dürfen uns von den sehr guten Statistiken nicht blenden lassen. Durch unsere im Einsatz gewonnen Erkenntnisse und intensive Informationsgewinnung, insbesondere aus der Luft, wissen wir, dass die Fähigkeiten und die Motivation der Piraten und ihrer Hintermänner immer noch vorhanden sind.“ Dabei lässt er seine Überzeugung durchblicken, dass die Piraterie wieder aufflammen würde, wenn der Verfolgungsdruck nachließe. „Es ist natürlich eine gewaltige Investition, die sich Europa und Deutschland mit der Operation „Atalanta“ leisten, aber sie ist es wert“, fasst er seine aktuellen Erfahrungen am Ende noch einmal zusammen.
Text: Martin Kübel