Glaubhaft

Bangladesch: Wegen Jesus aus dem Job gemobbt

Straßenszene in der Hauptstadt Dhaka (Symbolbild) · Wie Christen im beruflichen Alltag diskriminiert werden. (Open Doors, Kelkheim) – Wer sich in Bangladesch an seiner Arbeitsstelle als Christ zu erkennen gibt, muss in vielen Fällen um seinen Job fürchten. Drei aktuelle Beispiele veranschaulichen, welche Reaktionen besonders Konvertiten aus dem Islam in ihrem beruflichen Umfeld erleben. Schon ein alltägliches Gespräch über religiöse Themen kann für sie schnell eine negative Wendung nehmen, die mitunter in offene Aggression mündet.

Gottesdienstbesuch gezielt verhindert

Supti* war bei einer weltbekannten Fast-Food-Kette in Bangladesch angestellt und verpasste wegen ihrer Arbeitszeiten oft die Treffen ihrer Kirche. Um das zu ändern, bat sie ihren Vorgesetzten um eine Stunde Urlaub am Sonntag. Ihr Vorgesetzter lehnte jedoch kategorisch ab. Und nicht nur das: Von diesem Zeitpunkt an legte er ihre Schichten so, dass sie jeden Sonntag zur Zeit des Gottesdienstes arbeiten musste. Darüber hinaus wies er sie einer anderen Abteilung zu, in der sie mehr arbeiten musste als zuvor. Ihre islamischen Kollegen hingegen durften sogar während ihrer Dienstzeit den Arbeitsplatz verlassen, um an den muslimischen Gebetszeiten teilzunehmen.

Zusätzlich zu diesen Schikanen erhielt Supti einen Hidschab (Kopftuch nach islamischer Tradition), den sie während ihrer Schichten tragen musste, obwohl sie keine Muslima ist. Die ständige Diskriminierung und der Druck setzten ihr so sehr zu, dass sie schließlich kündigte – und damit ihre einzige Einnahmequelle verlor.

Tanvir* ist ein ehemaliger Muslim, der sich entschieden hat, Christ zu werden. Nach seiner Abkehr vom Islam wurde er immer wieder von seinen Arbeitskollegen gemobbt. Auch seine Vorgesetzten diskriminierten ihn und machten ihm das Arbeitsleben schwer. Da sie ihn nicht ohne triftigen Grund entlassen konnten, hofften sie offenbar, dass er aufgrund all der Schikanen von sich aus gehen würde. Tatsächlich gab Tanvir dem Druck eines Tages nach und kündigte. Doch zu seinem Glück fand er eine Stelle bei einer christlichen Organisation. Dort wird er mit Respekt behandelt und kommt auch innerlich langsam zur Ruhe.

Wer keinen Bart trägt, muss gehen

Mitali* und Subol* sind zwei christliche Bankangestellte, die in verschiedenen Filialen derselben Bank arbeiten. Obwohl sie keine Muslime sind, werden sie gezwungen, ihr Äußeres den islamischen Gebräuchen anzupassen. Mitali* trägt deshalb seit vielen Jahren an ihrem Arbeitsplatz einen Hidschab, obwohl dies ihren Überzeugungen als Christin widerspricht. Als sie ihre Stelle antrat, wurde sie von ihren Vorgesetzten dazu angewiesen mit der klaren Ansage: Wenn sie ihre Stelle behalten wolle, müsse sie den Hidschab tragen.

Als Mann ist Subol* in anderer Weise herausgefordert. Da viele Muslime aus religiöser Überzeugung einen langen Bart tragen, sollte auch er sich einen solchen Bart wachsen lassen. Andernfalls drohte ihm die Kündigung.

Angesichts der Bedeutung, die der islamische Glaube mit all seinen Regeln für die Kultur der Menschen in Bangladesch hat, wiegen solche Äußerlichkeiten schwer. Christen wie Mitali und Subol erleben den Zwang zum Tragen von Hidschab oder Bart als regelmäßige Erinnerung daran, dass ihr Glaube nicht respektiert wird und sie sich zu ihrem eigenen Schutz der islamischen Mehrheit unterordnen müssen.

Dies steht im Widerspruch zur gängigen Rechtsprechung, die jeglichen Zwang zum Tragen religiös bedeutsamer Kleidungsstücke wie dem Hidschab am Arbeitsplatz oder in öffentlichen Einrichtungen verbietet. Auch laut der Verfassung Bangladeschs ist jegliche Diskriminierung aus religiösen Gründen unzulässig. Christen erleben dies häufig anders.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Bangladesch an 26. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert

Quellen: Open Doors