Menschlich gesehen

Die Surf Lady

Surflady
Foto: TBF/Erol Gurian

„Ist ja spannend“. Für Irene Elsner ist alles auf der Welt spannend. Ihre neue Leidenschaft: die Computer-Welt.

Thomas Werdin ist schuld. Schuld daran, dass Irene Elsner infiziert wurde – vom Computer-Virus. Denn als der Direktor vor zwei Jahren beim Umrüsten in der Lübecker Hanse-Residenz einen PC übrig hatte, schenkte er ihn Irene Elsner. „Interessiert haben mich Computer schon immer“, sagt sie.
„Vor Jahren war ich bei einem Kursus hier im Haus die einzige Teilnehmerin.“ Mittlerweile ist die gebürtige Berlinerin nicht mehr zu stoppen. Sie schreibt E-Mails, surft im Internet, und letztes Weihnachten gestaltete sie ihre Grußkarten selbst…Um auch die letzten Geheimnisse des Computers zu verstehen, hat sie einen Privatlehrer engagiert, der einmal in der Woche für zwei Stunden kommt. „Das macht so viel Spaß“, sagt Irene Elsner begeistert. Gerade so, als sei es das Normalste der Welt.

Wer sie durch ihre Wohnung wirbeln sieht, zweifelt ohnehin, dass das Geburtsdatum in ihrem Ausweis korrekt ist. Das liegt nämlich noch im Ersten Weltkrieg. Täglich nach dem Aufstehen macht sie Gymnastik, ein Bauchtrainingsgerät liegt vor ihrem Bett, und sie geht schwimmen. Jeden Morgen zieht sie im hauseigenen Pool ihre Bahnen. Ihre weiteren Leidenschaften sind Bridge für den Kopf und Golf für die körperliche Fitness.

Irene Elsner bewohnt eine große Mehrzimmerwohnung mit begrünter Terrasse im Gartengeschoss der Hanse-Residenz. Sehr gemütlich hat sie sich eingerichtet, die antiken Möbel zeigen Stil.

„Gerade heute kommt mir Ihr Besuch etwas ungelegen“, sagt sie und rutscht ungeduldig auf dem Sofa hin und her. Es ist gerade neun Uhr, in einer halben Stunde erwartet sie den Computerlehrer.

Anschließend wird sie zum Bridgespielen nach Scharbeutz fahren – natürlich mit dem eigenen Wagen. „Ein Leben ohne mein Auto fände ich schrecklich. Ich will mobil sein“, sagt die rüstige Dame, die seit rund vier Jahren in der Residenz lebt. Zweifel sind angebracht, ob der Besuch an einem anderen Tag wirklich günstiger gewesen wäre. So aktiv, wie Irene Elsner ist, so viel unterwegs. Zum Beispiel in Berlin, wo sie noch eine Wohnung besitzt. „Ick hab noch eenen Koffer in Berlin“, sagt sie, und erstmals ist zu hören, wo sie her kommt. Berlin bezeichnet sie als ihre Heimat, obwohl sie schon direkt nach dem Krieg mit ihrem Mann nach Lübeck gezogen ist.

Irene Elsner schaut auf die Uhr, der Computerlehrer muss gleich da sein. „Ich gebe Ihnen meine Visitenkarte, schreiben Sie mir mal eine E-Mail“, sagt sie. Klar doch. Aber vorher will sie sich vom Fotografen die Digitalkamera genau erklären lassen. „Ist ja spannend“, sagt sie anschließend. Und lacht.
Vielleicht hat die Wahl-Lübeckerin gerade eine neue Investition ins Auge gefasst.