Glaubhaft

Indien: Angriff auf Pastor und schwangere Frau

Open-Doors49 gezielte Übergriffe seit Januar gegen Christen in Chhattisgarh (KELKHEIM, 22. April 2016) – Extremistische Hindus haben am 17. April einen jungen Pastor und seine schwangere Frau bedroht sowie einen Brandanschlag auf ihre Kirche verübt, nachdem die beiden sich geweigert hatten, einen Hindu-Gott anzubeten. Es ist der jüngste Vorfall im Bundesstaat Chhattisgarh, der von der hindu-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) regiert wird und als ein Brennpunkt von Christenverfolgung in Indien gilt.Lokalpresse: Anderer Pastor verübte Angriff

Gegen sieben Uhr abends am vergangenen Sonntag sprachen zwei junge Männer Pastor Dinbanhu Sameli vor seinem Haus in der Nähe der Kirche an. Sie baten um Gebet und gaben vor, Mitglieder der örtlichen Methodistischen Kirche zu sein. Kurz darauf zogen sie jedoch ein Schwert und hielten es Sameli an den Hals. Sie forderten ihn und seine im siebten Monat schwangere Frau Meena auf, „Jai Shri Ram!“ („Sieg dem Gott Ram!“) zu rufen. Als die beiden sich weigerten und auch nicht bereit waren, eine Bibel in den Dreck zu treten, setzten die Angreifer mit Hilfe von Benzin Teile des Kirchengebäudes und einige Instrumente in Brand. Das Ehepaar suchte daraufhin Zuflucht bei der Polizei und meldete den Vorfall. Örtliche Medien nannten den Methodistenpastor als Schuldigen und verbreiteten die Behauptung, das junge Paar sei mit Benzin übergossen und angezündet worden.

Staatliche Anordnungen zum Schutz der Christen verpuffen

Der Vorfall ereignete sich in einem entlegenen Dorf namens Karanji im Bezirk Tokapal. Arun Pannalal, Vorsitzender des „Chhattisgarh Christian Forum“ (CCF), sagt: „Man darf diesen Vorfall nicht isoliert betrachten von dem, was in diesem Bereich insgesamt geschieht.“ Er verwies gegenüber der „Times of India“ darauf, dass in einem so überschaubaren Bezirk wie Tokapal jeder jeden kenne und die Polizei generell sehr gut informiert sei. „Dass die Polizei hier gegen ‚Unbekannt‘ ermittelt, ist ein klares Indiz dafür, dass sie versucht, das Geschehene herunterzuspielen und die Schuldigen zu schützen.“

Pastor Sameli gab allerdings auf Nachfrage von World Watch Monitor an, die Polizei arbeite mittlerweile mit ihm zusammen. Im Oktober 2014 hatte das höchste Gericht von Chhattisgarh die Regierung des Bundesstaates angewiesen, Kirchen und Einzelpersonen vor anti-christlichen Beschlüssen in einzelnen Dörfern zu schützen. Dessen ungeachtet wurden in den Jahren 2014 und 2015 93 organisierte Übergriffe gegen Christen registriert, im laufenden Jahr bislang bereits 49. Die Gemeindeverwaltung des Bezirks Raipur ordnete am 17. März des Jahres den Abriss einer Kirche mit der Begründung an, sie sei auf fremdem Grund errichtet worden – 10 Tage, nachdem extremistische Hindus das Gebäude verwüstet hatten. Nach einem Sitzstreik von über 1.000 Christen wurde die Anordnung wieder aufgehoben.

Religionsfreiheit und die größte Demokratie der Welt

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Indien, die größte Demokratie der Welt, zurzeit an 17. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.

Quelle: World Watch Monitor, Open Doors

Über Open DoorsWeit mehr als 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit über 60 Jahren in rund 60 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors umfassen Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von christlichen Leitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf.

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