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Nigeria: Dutzende Tote nach Angriffen auf christliche Dörfer

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Open Doors GebetsmailNigeria: Dutzende Tote nach Angriffen auf christliche Dörfer

Christen fordern Untersuchung der Rolle von Polizei und Militär / weitere Angriffe befürchtet

(Open Doors, Kelkheim) – Bis zu 40 Tote sind die Bilanz mehrerer Übergriffe in Nigeria während der vergangenen zwei Wochen. Die betroffenen Dörfer liegen in der Nähe der Provinzhauptstadt Jos, die Angreifer waren mutmaßlich Angehörige des Fulani-Volkes. Tausende Menschen sind auf der Flucht. Die Opfer waren größtenteils Christen. Mehrere geistliche Leiter haben das Versagen der Sicherheitsbehörden angeprangert und eine Untersuchung durch die Regierung gefordert.

Seit Wochen immer neue Übergriffe

Erst kürzlich hatte Open Doors an dieser Stelle über die Problematik der zahlreichen Übergriffe muslimischer Fulani-Hirten in nicht-islamischen Gebieten berichtet und die Hintergründe beleuchtet. Jos ist die Hauptstadt des christlich geprägten Bundesstaa

tes Plateau. Die aktuelle Welle der Gewalt begann bereits am 8. September, als Fulani-Hirten 21 Bewohner des Dorfes Ancha töteten – möglicherweise als Racheakt für den Mord an einem Fulani-Jungen. Joseph Adi, ein lokaler Anwohner, beklagt, dass Bauern in der Gegend seitdem immer wieder auf ihren Feldern oder auf dem Heimweg angegriffen werden. Am 13. Oktober verhängte Provinzgouverneur Simon Bako Lalong eine nächtliche Ausgangssperre. Dennoch kam es bereits in der folgenden Nacht zu einem massiven Angriff auf das Dorf Rotsu im Schutz der Dunkelheit. Über 30 Häuser wurden niedergebrannt und Felder zerstört. Einer der Bewohner, Mr. Moses, berichtet, Soldaten hätten mit Verweis auf die Ausgangssperre alle Waffen im Dorf eingesammelt und so zur Wehrlosigkeit der Bewohner beigetragen.

Von Soldaten eingesperrt und im Stich gelassen

Bereits am folgenden Tag, dem 15. Oktober, wurden in den frühen Morgenstunden weitere sechs Menschen im Dorf Taagbe ermordet, andere verletzt und Felder verbrannt. Vorläufiger Tiefpunkt war jedoch ein Angriff auf das Dorf Nkiedonwhro am Folgetag. Die dortigen Anwohner hatten in ihrem Dorf stationierte Soldaten um Schutz gebeten. Diese führten eine hauptsächlich aus Frauen und Kindern bestehende Gruppe daraufhin in die örtliche Grundschule und schloss sie in einen Raum ein. Als die Angreifer eintrafen, flohen die Soldaten jedoch und überließen 28 Personen ihrem tödlichen Schicksal. Sunday Abdu, Präsident der „Irigwe Development Association” mit Sitz in Jos klagte später die Soldaten an: „Entweder sie haben sich mit den Angreifern verschworen unser Volk auszulöschen,

oder sie sind einfach davongelaufen und haben sie ihrem Schicksal überlassen.“


Bild: Nkiedonwhro im Bundesstaat Plateau (Nigeria)
Kontaktpersonen von Open Doors zufolge häufen sich Berichte von Gruppen schwerbewaffneter Fulanis, wodurch die Angst vor einem weiteren massiven Angriff unter den Christen in Jos und Umgebung stetig wächst.

Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari hat den Vorfall in Nkiedonwhro verurteilt und die Behörden angewiesen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Buhari ist selbst Angehöriger des Fulani-Volkes, was ihm immer wieder den Vorwurf einbringt, seine Stammesgenossen zu schützen.

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors nimmt Nigeria aktuell Platz 12 unter den Ländern ein, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: World Watch Monitor, Open Doors