Glaubhaft

Pakistan: Christliches Ehepaar von Mob gelyncht

Open DoorsAuslöser angebliche Koranverbrennung – Minister setzt Untersuchungskommission ein – (Open Doors) – Am vergangenen Dienstag hat ein aufgebrachter Mob nahe der pakistanischen Stadt Lahore ein christliches Ehepaar ermordet. Einmal mehr war die angebliche ‚Entweihung des Koran‘ Auslöser der Bluttat. Shahbaz Sharif, Ministerpräsident des Staates Punjab, hat eine Sonderkommission eingesetzt, um den Vorfall zu untersuchen. Der christliche Informationsdienst World Watch Monitor war vor Ort und hat mit Betroffenen gesprochen.Gerüchte und „moderne Sklaverei“

Shahzad Masih (ca. 30) und seine im fünften Monat schwangere Frau Shama Bibi (ca. 26) arbeiteten beide bei einer Ziegelbrennerei in der Nähe ihrer Heimatstadt Clarkabad, 60 km von der Provinzhauptstadt Lahore entfernt. Das Paar hat vier Kinder im Alter zwischen 8 Jahren und 18 Monaten. Am Sonntag hatte Shama einige Habseligkeiten aus dem Nachlass eines kürzlich verstorbenen Onkels auf einem öffentlichen Müllplatz verbrannt. Beobachter der Szene fanden in der Asche Überreste beschriebener Seiten und bezichtigten die Analphabetin daraufhin, Koranseiten verbrannt zu haben. Shama und ihr Mann hätten zu diesem Zeitpunkt die Flucht ergreifen und wahrscheinlich das Schlimmste abwenden können.

Der Besitzer der Ziegelbrennerei hielt seine beiden Arbeiter jedoch zurück und versprach ihnen Schutz. In jedem Fall aber sollten sie zuerst das Darlehen zurückzahlen, das er ihnen zu Beginn ihrer Tätigkeit als Vorauszahlung auf ihren Lohn gewährt hatte. Diese in Pakistan und Indien verbreitete Praxis gilt laut UN Einschätzung als „moderne Sklaverei“, da die Arbeiter angesichts der unverhältnismäßig hohen Zinsen den Kredit in aller Regel unmöglich zurückzahlen können.

Gewissenloser Mord aus religiösem Hass

Am Dienstag griffen aufgebrachte Muslime Shama und Shahzad an, die zunächst Zuflucht in einem Büroraum der Ziegelbrennerei fanden. War die Zahl der Angreifer anfänglich klein, so strömten nach Aufrufen über die Lautsprecher verschiedener Moscheen tausende bewaffnete Muslime aus umliegenden Dörfern herbei. Der Mob drang durch das Dach in den Raum ein und zerrte die beiden verängstigten Christen vor das Haus.

Dort prügelte die aufgebrachte Menge auf sie ein, hängte sie anschließend an einen Traktor und schleifte sie über das Kiesbett einer im Bau befindlichen Straße. Yasmeen, die Schwester der Verstorbenen, beschreibt als Augenzeugin den weiteren Hergang der Ereignisse: „Sie übergossen ihre Körper mit Treibstoff und warfen sie in einen Ziegelofen. Da verlor ich alle Hoffnung und lief mit meinen Kindern davon.“ Sie vermutet, beide seien zu diesem Zeitpunkt bewusstlos aber noch am Leben gewesen.

Zweifelhafte Rolle der Behörden

Während der Tat waren nach Aussagen von Yasmeen einige Polizisten zugegen, die aber angesichts der Übermacht der aufgeheizten Menge ebenso wenig einschritten wie im Vorfeld, als sich die Tragödie bereits abzeichnete. Mukhtar Masih, Vater der Verstorbenen, beklagt zudem, dass seine Tochter Yasmeen als Augenzeugin in dem Untersuchungsbericht der Polizei nicht einmal erwähnt wird. Gegenüber World Watch Monitor berichtet Masih: „Als ich gestern Abend das Dorf verließ, war die Beerdigung für den nächsten Tag festgelegt worden. Aber tatsächlich begrub man ihre Überreste schon um Mitternacht in aller Hast, als ob unsere Kinder Diebe gewesen wären!“

Der Vorfall fand in Pakistan und darüber hinaus große mediale Beachtung und veranlasste den Ministerpräsidenten von Punjab, Shahbaz Sharif, umgehend eine Untersuchung des Falls einzuleiten. Darüber hinaus kündigte er die Einsetzung einer polizeilichen Sonderkommission an, die sich des immer wiederkehrenden Themas Lynchjustiz annehmen soll.

In Deutschland forderte der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU Volker Kauder, der pakistanischen Regierung müsse klargemacht werden, „dass die Blasphemie-Gesetze des Landes geändert und vor allem Christen besser geschützt werden müssen.“

Pakistan rangiert auf dem Weltverfolgungsindex aktuell an achter Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.

Open DoorsOpen Doors ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, das seit fast 60 Jahren in mehr als 50 Ländern verfolgte Christen unterstützt mit  Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten sowie Bibeln und christlicher Literatur. Open Doors bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt die Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit („Sprachrohrdienst“) informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Jedes Jahr veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.