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Syrien: „Ich fühle mich berufen, in Aleppo zu bleiben“

syrienSyrien: „Ich fühle mich berufen, in Aleppo zu bleiben“ – Rund 30.000 der ehemals 200.000 Christen harren in der umkämpften Stadt aus. (Open Doors, Kelkheim) – Der Alltag in der syrischen Großstadt Aleppo ist von anhaltender Gewalt geprägt. Während der östliche Teil fast täglich von syrischen und russischen Streitkräften bombardiert wird, steht der westliche Teil beinahe durchgängig unter Beschuss durch die Rebellen. Von den vor dem Krieg in Aleppo wohnenden Christen leben heute nur noch etwa 15 Prozent in der Stadt.OpenDoors_neuHilfe für Christen und Muslime

„Die Situation in Aleppo ist nun schon so lange instabil. Waffenruhen sind immer nur von kurzer Dauer; wenn die Leute gerade neuen Atem schöpfen, beginnen die Kämpfe erneut“, erzählt Pastor Alim*. Er lebt in dem Teil der Stadt, der von der Regierung kontrolliert wird. Mit einem engagierten Team aus seiner Gemeinde hilft er jeden Monat bis zu 2.000 bedürftigen Familien, die aus dem Ostteil der Stadt geflohen sind – sowohl Christen als auch Muslimen. Die Kirche versorgt sie mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs. „Wir helfen einigen von ihnen, ihre Miete zu bezahlen, und bieten medizinische Hilfe an. Außerdem hat unsere Gemeinde einen Brunnen gegraben, um sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen.“

„Wir sind umgeben vom Tod“

Dabei ist der Krieg auch in ihrem Viertel stets gegenwärtig: „Kürzlich explodierte neben der Kirche eine Bombe, die ein junges Mädchen und ihren Bruder tötete. Als wir uns am darauffolgenden Sonntag für den Gottesdienst fertig machten, gab es Detonationen rund um unser Haus“, berichtet Pastor Alim. Im September hatten sich die Kämpfe etwas beruhigt und die Familien bereiteten sich darauf vor, ihre Kinder wieder zur Schule zu schicken, doch dann ging die Bombardierung weiter. „Die Leute sind wirklich entmutigt, sie haben das Gefühl, dass es keine Hoffnung mehr gibt.“

Pastor Alim und seine Familie lebten sehr nahe an der Frontlinie, bevor sie aus Sicherheitsgründen zu seinen Eltern zogen. Nur kurze Zeit später wurde das Haus, in dem sie kurz zuvor noch gewohnt hatten, von Granaten getroffen. Alim kann sich nicht vorstellen, was es bedeutet hätte, wenn seine Kinder in diesem Moment dort gespielt hätten. „Jeden Tag hören wir von jemandem, der getötet wurde; wir sind umgeben vom Tod. Wir spüren den Schmerz, aber für die, die gestorben sind, können wir nichts mehr tun. Für die Lebenden können wir einen Unterschied machen, indem wir ihnen helfen. Durch die Krise können wir Brücken bauen zu Menschen, mit denen wir niemals zuvor Kontakt hatten.“
Frieden und Hoffnung mitten im Krieg

Es ist nicht einfach, trotz der schrecklichen Situation in der Stadt zu bleiben. Doch Pastor Alim sagt: „Ich fühle mich von Gott berufen, in Aleppo zu bleiben, solange es hier etwas für mich zu tun gibt. Meine Frau hat die gleiche Berufung. Ich habe versucht, sie zu überzeugen, in ein sichereres Gebiet zu ziehen, aber sie wollte hier bei mir bleiben. Wir sind durch sehr schwierige Zeiten gegangen und wissen nicht, warum wir solch einen Frieden und solch eine Hoffnung verspüren. Ich glaube, dass Gott uns doppelte Gnade gibt. Darum bin ich nicht versucht, Aleppo zu verlassen, auch wenn mir diese Möglichkeit offensteht.“

Syrien steht auf dem Weltverfolgungsindex 2016 an fünfter Stelle unter den Ländern, in denen Christen weltweit am meisten Verfolgung erleben.

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

Quellen: World Watch Monitor, Open Doors

UPDATE SUDAN: Die beiden Pastoren Hassan Abduraheem Kodi Taour und Kuwa Shamal sowie die zwei mit ihnen angeklagten Männer [Open Doors berichtete] erschienen am 7. November erneut vor Gericht. Die Anwälte haben mit der Verteidigung begonnen und Beobachter äußerten sich verhalten optimistisch, obwohl die Unsicherheit über den Ausgang des Prozesses nach wie vor groß ist. Die nächste Anhörung findet voraussichtlich am Montag, dem 14. November, statt.

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